Section V. Posamentierarbeiten. Die Spitzen. 597
hergebrachten stehen blieb und das Streben auf Massenproduction
richtete, bei deren Einfachheit und Unvollkommenheit die Herstellung
durch Maschinen nicht ausbleiben kann und konnte.
2. Die der Handarbeit durch die Maschine bereitete Concurrenz
drückt die Arbeitslöhne auf ein Minimum herab und verdrängt gewisse
Fabrikate schliesslich ganz. Diesem Uebel zu begegnen bleibt als bestes
und wirksamstes Mittel, die höchste technische Vollendung der Arbeits
methode und die Production der feinsten Artikel anzustreben und eine
Richtung zu verfolgen, bei welcher man vor der Concurrenz der Ma
schine möglichst gesichert bleibt.
3. Die Klöppelschulen sind vorzugsweise geeignet, die Geschick
lichkeit und gewerbliche Ausbildung der Arbeiter zu erhöhen und die
Einführung verbesserter Arbeitsmethoden und feinerer und daher loh
nenderer Spitzenartikel zu unterstützen. Sie sind es daher auch, welche
der Erreichung des obigen Zweckes hauptsächlich dienen sollen und es
ist deshalb und des sicher nicht ausbleibenden Einflusses halber kein
Hinderniss zu scheuen und nichts unversucht zu lassen, diese Anstalten
ihrem Ziele näher zu führen. Dem Klöppelschulverleger kann daher
in keinem Falle gestattet werden, die Schüler mit Anfertigung ordi
närer Spitzensorten zu beschäftigen; er hat vielmehr die Verpflichtung,
nur die technisch bildendsten Genres in den seinem Verlage überwie
senen Schulen arbeiten zu lassen.
4. Der Mode sind nicht nur die Fayons und die Muster, sondern
auch die verschiedenen Genres der Spitzenindustrie unterworfen. Um
bei dem Wechsel der letzteren und bei dem Auftreten neuer Spitzen
genres erwachsenen Klöpplerinnen zur Erlernung derselben und dadurch
zur Erzielung besserer Arbeitsverdienste Gelegenheit zu geben, soll
nach Bedürfniss auch dem nicht entgegengetreten werden, dass, so
weit der Unterricht in den Klöppelschulen nicht beeinträchtigt wird,
auch erwachsene Arbeiterinnen diese Schulen besuchen, oder mit den
selben und mit Benutzung der vorhandenen Lehrkräfte Abend-, Sonntags
oder Fortbildungsschulen verbunden werden.
5. Neben diesem technisch industriellen Zwecke ist auch einer
tüchtigen (intellectuellen und moralischen) Erziehung der jugendlichen
Arbeiter, als einem Hauptfactor gewerblichen Fortschritts, alle Auf
merksamkeit zuzuwenden und was in dieser Richtung durch die Schulen
sich erreichen lässt, mit allen Kräften anzustreben.
6. Da die nächste Aufgabe allen irnd jeden Unterrichts in der
Vor- und Ausbildung für das praktische Leben besteht, für die Vor
steherin eines, wenn auch noch so kleinen Haushalts neben ihrer son
stigen Befähigung aber nichts so wünschenswerth sein muss, als die
nöthigsten Handfertigkeiten im Nähen und Stricken zu besitzen; so