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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

Section VI. Die Wirkwaaren. 
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zurück, dass sie nur flache Artikel erzeugen, die erst durch Zusammen 
nähen die schlauchartige Gestalt des Strumpfes erhalten können. Diesem 
Mangel wurde durch die Erfindung des Rundstuhls (im Anfänge 
dieses Jahrhunderts) abgeholfen, welcher vielfach verbessert und ver 
vollkommnet entweder einen cylindrischen schlauchförmigen Stoff er 
zeugt oder auch das Abnehmen und Zulegen der Maschen gestattet. 
Von den Erfindungen der neuesten Zeit auf diesem Gebiete ist die 
Lamb’sche Strickmaschine (1868 in Amerika construirt) zu erwähnen, 
welche vollkommene Strümpfe mit allen ihren Theilen ohne Anwendung 
der Naht herstellt. Von derselben versprach man sich ähnliche Er 
folge, wie sie die Nähmaschine im Hause und der Industrie erreicht 
hat. Für den Augenblick steht diesem Ziele noch ihr ziemlich eom- 
plicirter Mechanismus sowie der Uebelstand entgegen, dass sie vor 
nehmlich zur Verarbeitung stärkerer Materialien geeignet ist; es ist 
jedoch zu erwarten, dass der Erfindungsgeist auch auf dem Gebiete 
des Strickens ähnliche Resultate erzielt, wie es auf dem des Nähens 
in so hohem Maasse der Fall ist. 
Leider fehlen, wie in den meisten technischen Zweigen, so auch 
auf diesem statistische Angaben über die Ausdehnung des Betriebes. 
In England wurden im Jahre 1866 allein in dem Bezirke derNotting- 
hamer Handelskammer: 
11 000 schmale Handstühle 
4 250 breite „ 
1 000 Maschinenstühle 
400 Kettenstühle 
1 200 Rundstühle 
in Summa 17 850 Stühle gezählt. 
Die gewirkten Waaren werden aus den verschiedensten Rohmate 
rialien: aus Baumwolle, Wolle, Seide und Leinen gefertigt, in neuerer 
Zeit wird selbst Shoddygarn in grossen Quantitäten zur Herstellung von 
Jacken verwendet. Sie bilden ausgedehnte Gebrauchsgegenstände aller 
Classen der Gesellschaft und werden von den billigsten Qualitäten bis 
zu den feinsten Luxus- und Nouveautesartikeln fabricirt. Gerade letz 
tere Waare, welche besonders Frankreich in vorzüglichster Güte und 
Schönheit erzeugt, hat in neuerer Zeit sehr an Ausdehnung gewonnen. 
Auf der Ausstellung war die grossartige Wirkwaarenindustrie 
in ungenügender Weise vertreten. Die bedeutendsten Productions- 
gebiete haben sich fast vollständig der Betheiligung enthalten und kein 
Bild der umfassenden Leistungen, welche dieser Gewerbszweig erzeugt, 
geboten. Der Grund dieser Erscheinung liegt wie bei so vielen Branchen 
der Textilindustrie in dem geringen Nutzen, den sich Industrielle, welche 
Stapelartikel, die wenig in die Augen fallen, fabriciren, mit Recht von 
einer Ausstellung versprechen. 
Wiener Weltausstellung. I. 
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