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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

458 Gruppe V. Textil- und Bekleidungs - Industrie. 
bei Yezd von oft G/2 Zoll Dicke, mindere Qualitäten erzeugen Isfahan 
und andere Orte. Eine besonders leichte und durch Anwendung von 
feinem Ziegenhaar sehr schmiegsame Waare wird in Hamadan gefertigt, 
die an Feinheit dem berühmten Filz von Brussa nichts nachgiebt. 
Von allen diesen Stoffen befand sich auf der Ausstellung eine reiche 
Auswahl, besonders von den besseren Qualitäten vortreffliche Stücke 
in den prächtigsten Mustern. Die Zahl der Privataussteller war bei 
der Entfernung des Landes und der schwierigen Communication nur 
eine geringe; als Hauptaussteller fungirten die kais. pers. Regie 
rung und das Grosshandlungshaus Ziegler & Co. in Tabris. Es 
ist unzweifelhaft, dass die persischen Teppiche, welche lebhaft ange 
kauft wurden, von dem wohlthätigsten Einfluss auf unsere europäische 
■ Geschmacksrichtung und besonders auf die europäische Teppichfabri 
kation sein werden. 
Wesentlich verschieden von den persischen sind die indischen 
Teppiche. Dieselben sind in Knüpfmanier gearbeitet und haben einen 
ansehnlich höheren Flor als die eben erwähnten. Die Maschen bestehen 
aus einem feineren vier- und noch mehrfach genommenen Material, 
welches einheimische Schafe oder Ziegen in vortrefflicher Güte liefern. 
Die Einstellung ist nicht so dicht, wie bei den persischen Fabrikaten, 
es kommen vielmehr nur 300 bis 350 Maschen auf die Breite eines 
Meters. Die Qualität ist jedoch von vortrefflicher Güte und Weichheit. 
Die Kette besteht gleichfalls aus Baumwolle. Die Muster sind meistens 
aus kleinen Flächenornamenten gebildet, die in einander greifen , sich 
symmetrisch wiederholen und die Fläche gleichförmig bedecken. Von 
höchst originellem Charakter sind die bei Men abgepassten Teppichen 
meist in ganz anderer Farbe als der Grundton des Ganzen gehaltenen 
Bordüren. Die indischen Farben sind satt und feurig; von vorzüglicher 
Schönheit ist das häufig vorherrschende Blau und matte Weiss. 
Als Aussteller fungirten mehrere Londoner Importhäuser, das 
India Museum daselbst, sowie Comite’s von Madras, Punjab 
und Indore. 
Für unseren europäischen Consum sind die indischen Teppiche von 
geringerer Bedeutung, da ihr Preis ein sehr hoher ist und wohlfeilere 
türkische Teppiche vorgezogen werden. 
Die Türkei bildet das dritte orientalische Productionsgebiet für 
die Teppiche. Ihre Fabrikate sind äusserst mannigfach, ihr Charakter 
wesentlich von dem der persischen und indischen unterschieden. Die 
Teppichindustrie in der Türkei ist sehr bedeutend. Man berechnet 
ihren Werth auf 13Vs Millionen Francs per Jahr, wovon der bei Wei 
tem grösste Theil exportirt wird. Die Fabrikation ist hauptsächlich 
in der asiatischen Türkei heimisch, indessen producirt auch der euro 
päische Theil, besonders Constantinopel, Epirus, Bosnien, Dardanien, 
Bulgarien und das Rilogebiet nicht unbedeutend diese Artikel. In
	        
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