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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

Section T. Schafwollwaaren. Die Teppichfalbrikation. 459 
Asien bildet das ägäische Küstengebiet,besonders mit Smyrna, Uscha k, 
Gördes und anderen Plätzen einen Hauptdistrict für die Teppichfabri 
kation. Die dort gefertigten Waaren, welche aus starkem zwei- oder 
dreifachen Wollgarn, bei einer Florhöhe von l'/ 2 bis 2 cm und einer 
Dichte von 120 bis 200 Maschen per m bestehen, haben ausschliesslich 
wollene Kette und führen gemeinschaftlich den Namen Smyrnateppiche. 
Sie bilden den Hauptexportartikel nach Europa. Daneben fabriciren 
fast alle anderen Gebiete Teppiche: Lykaonien, das Land des Halys, 
Sakaria, das Küstenland am Schwarzen Meere, das pontische Hinterland, 
Syrien, das Libanongebiet, das armenische Hochland, das kurdische 
Bergland und Mesopotamien. In den näher zu Persien gelegenen 
Gegenden verliert der Teppich den eben beschiebenen Charakter und 
nähert sich mehr den persischen Erzeugnissen. Der Flor wird kürzer 
und dichter, wenn die Qualität auch die persische bei Weitem nicht an 
Feinheit und Dichte erreicht. Auch ist als durchgreifendes Unterschei 
dungszeichen von diesen die wollene Kette festgehalten. Auch gobelin 
artig geflochtene Teppiche werden, besonders in Kurdistan, ingefertigt, 
theils beidseitig rechts, theils mit erkennbarer linker Seite. Auch 
atif das zur Türkei gehörige afrikanische Küstenland dehnt sich die 
Teppichindustrie aus. In Tripolis werden sehr geschmackvolle Teppiche, 
meist in Gobelinmanier, gefertigt, von denen schöne Exemplare aus 
gestellt waren. Die Muster sind lebhaft und geschmackvoll; als 
Eigenthümlichkeit verdient erwähnt zu werden, dass die Verfertiger 
ihren Namen sowie den Ort der Herstellung einzuweben scheinen, wie 
dies auf der Ausstellung möhrfach bemerkt wurde. 
Je nach dem Gebrauche heissen die Teppiche der Türkei Sofralis, 
Duchenies, Siralis und Sedjaades. Die Muster sind meistens lebhaft 
und geschmackvoll, von den persischen jedoch, besonders in den 
Smyrnafabrikaten, wesentlich unterschieden. In der Regel werden 
abgepasste Teppiche mit Mittelstücken, Ecktheilen und einem grösse 
ren glatten oder mit kleinen Figuren durchbrochenen Fond gefertigt. 
Die Farben sind schön, echt und feurig; bei den grossen glatten Fonds 
werden jedoch häufig Ungleichheiten in der Färbung bemerkt, die den 
Werth des Teppichs sehr beeinträchtigen. Weiss ist weniger vorherr 
schend, als in den indischen Mustern. Nicht zu leugnen ist, dass in 
neuerer Zeit vielfach von der alten, schönen, echten Färbung abgegangen 
zu werden scheint, und sogenannte moderne, europäische Nüancen gewählt 
werden; entschieden zum Nachtheil für die Solidität und Schönheit der 
Fabrikate. Auf der Ausstellung waren sehr geschmacklose Dessins 
mit rosa und modefarbenen Fonds, die europäischem Einflüsse zuzu 
schreiben sind. 
Die türkische Teppichausstellung, welche eine grosse Anzahl Num 
mern umfasste, war ausserordentlich reichhaltig und glänzend. Als 
besonders hervorragend sind die Leistungen von Ali Effendi in Zaade,
	        
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