MAK

Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

486 Gruppe V. Textil- und Bekleidungs-Industrie. 
werthesten Fortschritte aufweisen. In manchen dieser Staaten sind es 
hohe Schutz- oder Prohibitivzölle, welche fremde Fabrikate von der 
Wettbewerbung abhalten; in diesen lässt besonders die Preiswürdigkeit 
der heimischen Waaren Viel zu wünschen übrig. Dagegen muss mit 
Anerkennung constatirt werden, dass die Industriellen bestrebt sind, 
wenigstens in technischer Beziehung, in Qualitäten und Dessins, ihre 
Artikel zu vervollkommnen und die besten Resultate erreicht haben. 
In dieser Hinsicht war besonders die Ausstellung von 
Russland höchst' interessant. Dieselbe wies gegenüber früheren 
Ausstellungen namhafte Fortschritte auf. Bemerkenswerth war die 
grosse Vielseitigkeit und gute Qualität der Artikel. Allerdings ist die 
russische Ausstellungscommission mit grosser Strenge bei der Zulassung 
der angemeldeten Waaren vorgegangen und hat nur solche aufgenommen, 
die als vollkommen anerkannt wurden. Wenn daher auch die ausge 
stellten Artikel häufig speciell für den Zweck der Ausstellung angefertigt 
sein mögen, und kein Bild der für den Markt erzeugten Stoffe gewähren, 
so giebt selbst unter dieser Berücksichtigung die Ausstellung die sicht 
barsten Beweise der Fortschritte der russischen Wollenwaarenindustrie. 
Dieselbe hat, geschützt durch einen die Einführung fremder Waaren 
fast vollständig unterdrückenden Zoll, eine grosse Ausdehnung genommen. 
Bedeutende Fabriken, die sich den umfangreichsten Etablissements 
Englands und Deutschlands würdig zur Seite stellen, wurden gegründet, 
die besten, neuesten Maschinen sind eingeführt worden, und die vor 
treffliche heimische Wolle giebt ihnen das beste Material zur Verar 
beitung. Der Absatz der Fabrikate geschieht hauptsächlich im Inlande 
und nach China. Die Ausstellung zeigte durchschnittlich feine schwarze 
und wollfarbige Tuche, Satins, Trieots, Moltons, Castors und Damen 
tuche, auch Hosen- und Rockstoffe. Sämmtliche Tuehwaaren besitzen 
einen grösseren Körper und ansehnliche Festigkeit. Die Dickstoffe 
sind nichtsdestoweniger zart und weich gearbeitet. Die Modeartikel, 
meistens in ansprechenden Dispositionen, bilden eine Nachahmung der 
französischen und englischen Geschmacksrichtung und belgischer und 
deutscher Fabrikationsweise. Die für China bestimmten Dicktuche sind 
hauptsächlich geringer Qualität und zeigen eine grosse Steifigkeit und 
Härte, welche Eigenschaften jedoch in jenem Lande besonders gesucht 
sein sollen. Die hellen Farben, in denen diese Stoffe gefertigt werden, 
sind durchgängig schön, rein und klar. 
Als die hervorragendsten Aussteller erschienen: A. v. Stieglitz 
in Narva für schwarze und farbige feine Tuche und Winterstoffe; 
Wilh. v. Zachert inSouprasl für feine und mittelfeine Tuche, Paletots 
und Modestoffe; K. & E. Ungern-Sternberg in Dagoe (Esthland); 
Paul Zurikoff in Zoenigorod bei Moskau; A. Zöpfel in Quellenstein; 
K. A. Moes & Co. in Choroscht; Ferd. Nitsche, in Firma: Adolph 
Gottlob Fiedler in Opatowsk bei Kalisch.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.