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Volltext: Graphische Künste, Wiener Weltausstellung Heft 6

(328 Gruppe XII. Graphische Künste. 
Die norwegischen Arbeiten sind durchweg sauber; unter den 
schwedischen befinden sich manche sehr gute, aber auch manche 
unter dem Mittelmässigen. Im letzteren Lande hat die Antiqua die 
Fractur fast verdrängt; in Norwegen herrscht dagegen letztere so gut 
wie ausschliesslich. In Dänemark hat die Antiqua, wobei nationale 
Sympathie und Antipathie vielleicht auch ein Wort mitgesprochen ha 
ben, wesentliche Fortschritte in der Verwendung gemacht. 
Holland, sich ausschliesslich der Antiqua bedienend, hat seinen 
eigenthümlichen, etwas eintönigen Ductus beibehalten. Die slavisehen 
und magyarischen Länder machten wesentliche Fortschritte und 
leisten zum Theil recht Gutes. Wir hatten schon erwähnt, dass bis 
vor Kurzem Deutsche fast ausschliesslich dort die Kunst übten und 
zwar mit deutschen Schriften, Farben und Maschinen, ln welchem gros 
sen Maassstabe die Einfuhr solcher Artikel stattfindet, können wir dar 
aus ersehen, dass nächst Leipzig St. Petersburg die grösste Anzahl von 
Maschinen von König & Bauer erhielt , nämlich 208. Die Schnft- 
giesserei Flinsch hat dort eine Filiale. 
Gehen wir zu der romanischen Gruppe über, so hat sie den 
grossen Vortheil der einheitlichen Schriftgattung vor der germa 
nischen voraus. Wenn dies auch eine gewisse Monotonie mit zur Folge 
hat, so gewährt es wieder ausserordentlichen Vortheil in dem prak 
tischen Geschäftsbetriebe. Frankreich hat in dieser Gruppe selbstver- ^ 
stündlich die Führung. Trotz aller Beweglichkeit und des Wechsels der 
Mode sind die Franzosen in der Typographie weit conservativer als die 
Deutschen. Der durch die Nationaldruekerei hervorgerufene Ductus ist 
trotzdem, dass diese Druckerei bald die kaiserliche, bald die königliche, 
bald die Nationaldruckerei hiess, immer noch der vorherrschende gehlie 
ben und selbst wenn, wie z. B. zu dem neuen Hachette sehen Iraclit- 
werke „Die Evangelien“, etwas ganz Besonderes geschaflen werden soll, 
kehrt man doch wieder zu dem Ductus der alten bewährten Schriften 
zurück. Und sie verdienen auch im Ganzen als die zweckmässigston 
für das Auge betrachtet zu werden, indem sie (wie in der Fractur die 
Walbaum'sehen Schriften) die rechte Mitte in Betreff der Hohe um 
Breite, Stärke und Zartheit des Schriftbildes innehielten. Einen zweiten 
Vortheil hahen die französischen Buchdruckereien: die strenge Theilung 
in Werk- und Zeitungsdruckereien, und selbst von den ersteren verlangt 
man nicht, dass sie alle gleich gut auf alle Arbeiten eingerichtet sein 
sollen. Die Herstellung fremdländischer oder sonst schwieriger Werke,
	        
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