MAK

Volltext: Graphische Künste, Wiener Weltausstellung Heft 6

629 
Einleitende Bemerkungen. 
z. B. in mathematischem Satz, concentrirt sich auf wenige Druckereien. 
In dieser Gattung von Arbeiten steht England über Frankreich, Deutsch 
land wieder bedeutend über beiden. Auch in Bezug auf den Zeitungs 
druck und den gewöhnlichen Accidenz- und Werkdruck können wir 
Frankreich keinen Vorrang einräumen. Eine Ueberlegenheit zeigt die 
französische Typographie erst dann, wo es sich um die Verbindung von 
Geschmack, Eleganz und Geschick handelt zur Herstellung von etwas 
wirklich Hervorragendem. Da fehlt es an nichts; alle die verschiedenen 
graphischen Gewerbe arbeiten sich dann in die Hände. Papierfabrikant, 
Schriftgiesser, Buchdrucker, Farbenfabrikant, Holzschneider, Lithograph, 
Buchbinder und Buchhändler, Alle fühlen sich als Glied einer Kette, 
wie sie auch wirklich in dem Gerde de la librairie sich vereinigt 
finden. Bereits in der Motivirnng des dem Cercle ertheilten Ehren 
diplomes wurde hervorgehoben, „wie gerade in dieser Vereinigung Aller, 
durch welche sich Jeder als Theil des Ganzen fühlen lernt, aber auch 
nur als Theil, über dem das Ganze steht“ , ein wesentlicher Grund zu 
den Erfolgen -liegt, welche der Buchhandel und die Buchdruckereien 
Frankreichs in ihrem Zusammenwirken erzielen und von welchen die 
Ausstellung des Cerde glänzende Beispiele in Menge gab. 
Noch ein und allerdings sehr wesentlicher Factor wirkt hier zu 
Gunsten der französischen Buchdrucker und Buchhändler mit, das Publi 
cum. Dies muss unbedingt ein dankbareres sein, als das deutsche, 
sonst wäre das Vorgehen der französischen Buchhändler, wenn wir 
nicht annehmen wollten, dass sie von der Leidenschaft benommen wä 
ren, sich im Interesse des Publicums zu ruiniren, geradezu unerklärlich. 
Von der Frage, ob dieBildung und die Leselust in Deutschland grös 
ser sei als in Frankreich, wollen wir absehen, die Kauflust der Franzo 
sen ist jedenfalls eine grössere, sonst wäre es unmöglich, oft die schönsten 
rllustrirten Werke zu Preisen zu liefern, welche nur bei einem Absatz inne 
zuhalten sind, der den deutschen um das Zwei- und Dreifache übersteigt. 
Bekanntlich concentriren sich die französischen Geschäfte, welche 
wir mit den obigen Bemerkungen vor Augen haben, hauptsächlich in 
Paris, was der Herstellung solcher Werke, zu welchen mancherlei Kräfte 
in Anspruch genommen werden müssen, allerdings sehr förderlich ist. 
Jedoch beweist das über alle hervorragende technische Institut von 
Alf. Marne & fils in Tours, wie früher Silbermann und Berger- 
Le vrault in Strassburg, dass es auch möglich ist, in der Provinz Be 
deutendes zu leisten. 
Was die Dependenzen der Typographie Frankreichs betrifft, so 
liefert Belgien zwar Gutes, jedoch nichts Hervorragendes. Eine Beein 
flussung durch das germanische Element ist in einer gewissen Schwer 
fälligkeit nicht zu verkennen. Die Schrift ist zwar französisch, aber 
die leichte Eleganz der französischen Presserzeugnisse wird nicht erreicht, 
das Material ist dasselbe, die Wirkung in der Benutzung eine ganz
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.