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Einleitende Bemerkungen.
z. B. in mathematischem Satz, concentrirt sich auf wenige Druckereien.
In dieser Gattung von Arbeiten steht England über Frankreich, Deutsch
land wieder bedeutend über beiden. Auch in Bezug auf den Zeitungs
druck und den gewöhnlichen Accidenz- und Werkdruck können wir
Frankreich keinen Vorrang einräumen. Eine Ueberlegenheit zeigt die
französische Typographie erst dann, wo es sich um die Verbindung von
Geschmack, Eleganz und Geschick handelt zur Herstellung von etwas
wirklich Hervorragendem. Da fehlt es an nichts; alle die verschiedenen
graphischen Gewerbe arbeiten sich dann in die Hände. Papierfabrikant,
Schriftgiesser, Buchdrucker, Farbenfabrikant, Holzschneider, Lithograph,
Buchbinder und Buchhändler, Alle fühlen sich als Glied einer Kette,
wie sie auch wirklich in dem Gerde de la librairie sich vereinigt
finden. Bereits in der Motivirnng des dem Cercle ertheilten Ehren
diplomes wurde hervorgehoben, „wie gerade in dieser Vereinigung Aller,
durch welche sich Jeder als Theil des Ganzen fühlen lernt, aber auch
nur als Theil, über dem das Ganze steht“ , ein wesentlicher Grund zu
den Erfolgen -liegt, welche der Buchhandel und die Buchdruckereien
Frankreichs in ihrem Zusammenwirken erzielen und von welchen die
Ausstellung des Cerde glänzende Beispiele in Menge gab.
Noch ein und allerdings sehr wesentlicher Factor wirkt hier zu
Gunsten der französischen Buchdrucker und Buchhändler mit, das Publi
cum. Dies muss unbedingt ein dankbareres sein, als das deutsche,
sonst wäre das Vorgehen der französischen Buchhändler, wenn wir
nicht annehmen wollten, dass sie von der Leidenschaft benommen wä
ren, sich im Interesse des Publicums zu ruiniren, geradezu unerklärlich.
Von der Frage, ob dieBildung und die Leselust in Deutschland grös
ser sei als in Frankreich, wollen wir absehen, die Kauflust der Franzo
sen ist jedenfalls eine grössere, sonst wäre es unmöglich, oft die schönsten
rllustrirten Werke zu Preisen zu liefern, welche nur bei einem Absatz inne
zuhalten sind, der den deutschen um das Zwei- und Dreifache übersteigt.
Bekanntlich concentriren sich die französischen Geschäfte, welche
wir mit den obigen Bemerkungen vor Augen haben, hauptsächlich in
Paris, was der Herstellung solcher Werke, zu welchen mancherlei Kräfte
in Anspruch genommen werden müssen, allerdings sehr förderlich ist.
Jedoch beweist das über alle hervorragende technische Institut von
Alf. Marne & fils in Tours, wie früher Silbermann und Berger-
Le vrault in Strassburg, dass es auch möglich ist, in der Provinz Be
deutendes zu leisten.
Was die Dependenzen der Typographie Frankreichs betrifft, so
liefert Belgien zwar Gutes, jedoch nichts Hervorragendes. Eine Beein
flussung durch das germanische Element ist in einer gewissen Schwer
fälligkeit nicht zu verkennen. Die Schrift ist zwar französisch, aber
die leichte Eleganz der französischen Presserzeugnisse wird nicht erreicht,
das Material ist dasselbe, die Wirkung in der Benutzung eine ganz