Section I. Die Typographie etc. Die Lithographie. 637
graphisch-artistisches und xylographisches Institut, mechanische Werk
stätte und Buchbinderei und hat Filialen in Berlin und Wien. Das
Personal betragt über 600 Personen, von welchen gegen 300 auf die
Buchdruckerei kommen, welche 25 Schnellpressen und 10 Handpressen
beschäftigt. In dem Streben nach Universalität liegt die Stärke dieses
Hauses, zugleich aber allerdings auch eine Schwäche; es ist demselben
bei der Vielseitigkeit nicht wohl möglich, in allen Branchen die höchste
Stufe der Vollendung zu erreichen. Dagegen gelingt es ihm in dieser Ver
einigung aller Branchen, Werke herzustellen, die nicht leicht zum zweiten
Mal angetroffen werden. Als ein solches hervorragendes Werk müssen
wir den jetzt bald in der zweiten Bearbeitung als ein vollständig neues
Werk erscheinenden: Bilder-Atlas. Ikonographische Encyclo-
pädie der Wissenschaften und Künste, in 500 Tafeln in Quer
folio nennen. Ein derartiges Werk ist fast nur möglich, wenn das
Geschäft, dessen Inhaber den Gedanken gefasst und buchhändlerisch
durchführen will, zugleich alle die technischen Branchen, die bei der
Herstellung mitwirken müssen, in sich vereinigt. Wenigstens gestaltet
sich ohne eine solche Vereinigung und ohne ein hierdurch ermöglichtes
Ineinandergreifen der Dispositionen das Ueberwinden aller theils vor-
hergesehenen, theils unvorherzusehenden Hindernisse und die schhess-
liche glückliche Lösung der Aufgabe, die schon unter den erwähnten
Verhältnissen schwierig genug ist, zu einer wahrhaft herculischen
Arbeit. Wir halten es deshalb für gerechtfertigt, uns bei diesem Werke
einige Augenblicke aufzuhalten', weil es gerade ein sprechendes Beispiel
von den Vorzügen der deutschen Methode ist, dass grössere Verleger,
namentlich encyclopädischer Werke, sich in Besitz von graphischen
Anstalten setzen und dadurch im Stande sind, die deutsche Literatur
durch Unternehmungen zu bereichern, wie sie kein anderes Land in
solcher Anzahl aufzuweisen hat. Die andererseits aus dieser Methode
entstehenden Uebelstände für die Kunst müssen dann mit in den Kauf
genommen werden.
Doch kehren wir zu dem Bilderatlas zurück. Für die Herstellung
der Platten sind fast alle graphischen Künste in Anspruch genom
men. Für die exacten Wissenschaften der Holzschnitt, der es zulasst,
einzelne Stöcke und Stücke leicht zu ersetzen und zu corrigiren; für
die mehr malerischen geschichtlichen und culturhistonschen Platten
war der Stahlstich angemessener. Astronomie und Geographie ver
langten ein einträchtiges Zusammenwirken des lithographischen Schwarz-,
Bunt- und Unterdrucks mit dem Stahlstich, der in gelungenster Weise
stattgefunden hat. Die astronomischen Tafeln sind artistisch vortrefflich,
der Buntdruck rein, die Farbendrucke genau deckend. Dass die Her
stellung der Platten, abgesehen von Druck und Papier, ein Capital von
100 000 Thlr. absorbirt, lässt sich ziemlich leicht nachrechnen. ^ on
den übrigen ausgestellten Gegenständen der Firma Brockhaus nennen