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Gruppe XII. Graphische Künste.
vorrath von über 9000 Centner; über 2000 Bogen stehen im Satz. Von
Holzschnitten sind über 14 000 vorhanden. Die Zahl der Schnellpressen
beträgt 27. Die Creditabtheilnng arbeitet mit 12 Schnell-, 16 Hand-
und 11 Kupferdruckpressen, 18Perforir- und 15 Briefcouvertmaschinen.
Die Lithographie verfügt über 1 Schnell- und 19 Handpressen, ausser
den sonstigen Hilfsmaschinen. Die Schriftgiesserei liefert mittelst
14 Giessmaschinen, 5 Oefen und 3 Stereotypapparaten jährlich circa
1200 Centner Schrift und Platten; sie besitzt 35 332 Stück Stempel
und 173 672 Kupfermatern. Die Galvanoplastik arbeitet mit 21 Appa
raten und 16 Kupfer-Zink-Elementen und liefert jährlich etwa 1200
Platten, hauptsächlich zu Werthpapieren. Sämmtliehe Galvanos werden
mit Eisen überzogen. Die Photographie hat 14 Objective und 16 Dunkel
kammern. Iiff buchhändlerischen Vertrieb werden jährlich etwa 100 000 fl.
umgesetzt. Anfang Juni 1873 betrug die Zahl der Arbeiter 841, dar
unter 107 weibliche. Die jährlichen Ausgaben belaufen sich auf mehr
als 1 Million fl., davon etwa die Hälfte auf Löhnungen; die Einnah
men gewähren einen Ueberschuss von etwa 100 000 fl.
Mit richtigem Tact hatte sich die jetzige Leitung nicht von der
Ausstellung ausgeschlossen, auch nicht den Versuch gemacht, durch
irgend ein Effectstück eine besondere Auszeichnung zu erzwingen.
Die Ausstellung gewährte namentlich einen Ueberblick der fremdlän
dischen Typen sowie der zur Anwendung gekommenen graphischen Ver
fahren vom Jahre 1804 bis 1873, darunter diePhoto-Galvanographien von
dem leider während der Ausstellung verstorbenen Paul Pretsch; fer
ner enthielt sie eine reichhaltige Sammlung galvanisch erzeugter Reliefs.
Von den neuesten Druckwerken erwähnen wir drei noch unvollendete;
ein malayisch-französisches Wörterbuch vom Abbe Favre in Paris, „der
Ursprung der Sprachen“, vom Prof. Reinisch, und eine hebräische
Bibel für Blinde.
Als die zwei bedeutendsten Privataussteller haben wir W. Brau
müller & Sohn und Carl Gerold’s Sohn hervorzuheben. Beide haben
sich aus grossen Sortimentshandlungen zu grossen Verlagsgeschäften
entwickelt und erwarben sich in beiden Richtungen bedeutende Ver
dienste um die österreichischen Druckgewerbe. Zwar ist W. v. Brau-
müller nicht selbst Buchdrucker, nächst der Staatsdruckerei hat
er jedoch vielleicht den grössten Einfluss auf die Entwickelung der
Typographie in Oesterreich gehabt durch die Sorgfalt, welche er auf
die Ausstattung seines enormen Verlags verwendet hat, in welcher Be
ziehung Deutschland und Oesterreich nicht viele Rivalen aufweisen
können. Sehr wurde er in seinen Bestrebungen durch den vortreff
lichen Buchdrucker Herrn AdolphHolzhausen unterstützt, den wir
nur in dem einen Punkte nicht loben können, dass er sich direct von
der Ausstellung ferngehalten hatte. Gerade seine Ausstellung würde