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Volltext: Graphische Künste, Wiener Weltausstellung Heft 6

Section I. Die Typographie etc. Die Lithographie. 663 
nisation vielleicht unerreicht da und vereinigt die Vorzüge des fran 
zösischen und des deutschen Geschäftsbetriebes. Das jüngste Verlags 
werk , welches nach zwölfjähriger Arbeit erst zur Ausstellung vollen 
det vorgelegt werden konnte und mit einem Kostenaufwande von 
1200 000 Francs hergestellt wurde, wird als eine der Perlen der gra 
phischen Künste gelten; es ist die grosse Prachtausgabe der Heiligen 
Evangelien, illustrirt von Herrn Bi da, unter Mitwirkung des Herrn 
Rossigneux.“ 
Mit, den obigen Worten ist nicht zu viel gesagt. Hachette & Lo. be 
sitzen nicht selbst eine Buchdruckerei, aber sie üben durch die grosse Auf 
merksamkeit, die sie der Ausstattung ihres'Verlags zuwenden, einen bedeu 
tenden Einfluss aus und mancher gelernte Buchdrucker kann mit grossem 
Nutzen bei ihnen in die Schule gehen. Wie Marne widmen sie dem teuer 
sten und dem billigsten Buche dieselbe Sorgfalt; was das heissen will, 
kann man beurteilen, wenn man liest, dass die Zahl der von ihnen ver 
legten Werke über 4000 beträgt. 250 Commis besorgen die Expedi 
tion von jährlich circa 12000Collis; der jährliche Umsatz beziffert sich 
mit etwa'12 Millionen Franken. 700 Autoren, 150 Zeichner, 200 Holz 
schneider und Stahlstecher stehen mit dem Hause in Verbindung. Von Buch 
bindern und anderen Hilfsarbeitern werden gegen 3000 beschäftigt. Zu 
verwundern bleibt namentlich die riesige Zahl neuer Unternehmungen 
seit der Pariser Ausstellung und zwar hauptsächlich von Werken, die 
bei prachtvoller Ausstattung in der Regel sehr billig sind, was darauf 
deutet, dass die Kauflust in Frankreich nicht geschwächt ist. Der 
Raum gestattet nicht, die einzelnen hier anzuführen, nur den oben er 
wähnten „Evangiles“ müssen wir einige Worte widmen, weil dieses 
Druckwerk zu den äusserst wenigen monumentalen Werken gehört, 
welche die neueste Zeit hervorgebracht hat. 
Bereits im Jahre 1860 fassten die Verleger den Gedanken zu die 
sem Werke, mit welchem sie ihrer Firma einen Denkstein errichten 
wollten. Der Künstler, Herr Bida, schon mit dem Orient vertraut 
bereiste denselben nochmals, arbeitete rastlos durch neun Jahre und 
lieferte die 128. und letzte Zeichnung gerade wie der Krieg ausbrach. 
Die Ausführung der Radirungen erforderte elf Jahre Arbeit von 15 der 
bedeutendsten Künstler unter der Leitung des Herrn Hedouin. Lh. 
Rossigneux zeichnete die Schrift nach den besten Meistern; Viel- 
Cazal schnitt sie, gegossen wurde sie von der Fonderie-generale 
(Baron & Lebreton). Nach Vollendung der Schrift zeichnete Ros 
signeux die 290 Anfangs-, Schlussvignetten und Initialen mit Ver 
meidung der Darstellung menschlicher Figuren. Gauch erel im Verein 
mit fünf der tüchtigsten Stecher gravirte sie in Stahl. S al m o n leitete den 
Plattendruck, Claye lieferte den typographischen Druck, die berühmte 
Papierfabrik du Marais et de St. Marie das Velinpapier, C. & S. 
Honig Breet in Zaandyll das Büttenpapier für die feinen Exemplare, 
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