Section II. Graveur- u. Guillocliirkunst. Xylographie. 695
Je grössere Dimensionen das Geschäft im Allgemeinen annimmt,
um so vortheilhafter ist es, wenn sich besondere Geschäftszweige von
dem grossen Stamme abzweigen. Als ein solches Zweiggeschäft nennen
wir mit Vergnügen H. Berthold in Berlin (gegr. 1858, 50 Arbeiter)
für die Fabrikation von Messinglinien. Herr Berthold hatte bereits
für die Ausstellung in Moskau ein sehr geschmackvolles Tableau aus
Linien zusammengesetzt und hatte ein zweites für Wien arrangirt,
welches für die ausserordentliche Accuratesse spricht, mit welcher ge
arbeitet wird. Das Geschäft liefert noch sehr genaue kleinere Uten
silien und verstählte Platten. Feodor Schmitt in Magdeburg (gegr.
1837, früher Falckenberg & Co.) fertigt Unterdruckplatten fürWerth-
papiere, Messingschriften und Platten für Gold- und Blinddruck, ferner
verbesserte Numerirwerke und mancherlei sorgfältig behandelte Gegen
stände für den Buchbindereibetrieb. Ein Specialgeschäft für Herstellung
von Platten zu Buch- und Albumdeckeln, R. Gerhold (gegr. 1866,
39 Arbeiter) in Leipzig, nimmt einen ehrenvollen Platz ein. Classiker,
malerische und poetische Albums, namentlich Andachtsbücher consumiren
selbstverständlich viele Platten und gewöhnlich auch viel Gold, mit
welchem die Buchbinder fast in Gründerart umgehen. Herrn G e r h o 1 d ’ s
Mustersammlung war eine aussergewöhnlich reiche und enipfehlens-
werthe, auch G. F. L a schky 5 s (Berlin) Platten waren sehr zu empfehlen.
Gegossene Messingbuchstaben lieferten Vagt & Go. in Hamburg. In
Wappen- und Siegelstecherei excellirte K. Voigt in Berlin. Ausserdem
hatten A. Stromann in München und K. Petersen in Braunschweig
Siegel ausgestellt, Eder&Sohnin München Siegelmarken. Im Medailleur
fache hatten Professor Oh. Schnitzspahn in Darmstadt und E. Wei
gand in Berlin schöne Arbeiten geliefert. Verdienstliche Steingra-
virungen und Cameen sandte M. Gube in Ratibor. Auch die Offen
bacher und Hanauer Collectivausstellungen zeigten hübsche Ar
beiten in Stein in antikem Geschmack.
Es ist viel darüber gestritten, ob die Holztypen für die Buchdruckerei
einen eigentlichen Vortheil gewähren. Für verschiedene Fälle sind sie
kaum zu entbehren. In der deutschen Abtheilung befand sich nur ein
Fabrikant solcher Typen, Sachs & Schumacher aus Mannheim, deren
1861 gegründetes Geschäft einen bedeutenden Umfang erreicht hat,
über 120 Arbeiter beschäftigt und über Dampfmaschinen von 20 Pferde
kräften verfügt. Im Jahre 1871 setzte es über 150 000 Tklr. um. Die
Holzschriften sind correct und gut gearbeitet; ausserdem werden noch
Walzen und Formen für Tapetendruck geliefert. Eine andere bekannte
Firma, Nachtigall & Dohle in Aachen, war nur indirect vertreten
durch die Ausstellung von J. II. Rust & Co. in Wien.
Aus der Schweiz brachte Franz Burckhard aus Basel ähnliche
Fabrikate; derselbe baut auch Druckmaschinen und Pressen. Die