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Gruppe XII. Graphische Künste.
Anfertigung der Fortschrittsmedaille und der Medaille für Kunst an
vertraut war, während F.Leissekdie Medaille für den guten Geschmack,
Carl Schwenzer aus Stuttgart, der Zeit in Wien, die Verdienst
und die Mitarbeitermedaille zu liefern hatte. Ferner hatten A. Scharff
und Prof. K. Radnitzki ausgestellt, letzterer seine grosse Prinz-Eugen-
Medaille. Als bezeichnend für die Medailleure Wiens ist zu erwähnen,
dass sie fast alle aus der Tiefe arbeiten; nur selten werden die Stempel
erhaben in Stahl geschnitten, während man sonst hauptsächlich nach
Modellen arbeitet und die Gravirung unter Beihülfe der Reductions-
und der Bohrmaschine herstellt. In der Stanzengravirung zeichnete
sich A. Kleeberg aus. A. Beer liefert Medaillen für Wallfahrtsorte,
Crucifixe etc., die in Tausenden von Dutzenden nach Jerusalem gehen.
Die Arbeiten von Strobl, besonders im Porträtfach, sind sehr beach-
tenswerth. Die Prägarbeiten J. Christlbauer’s waren vorzüglich; er
zeigte durch seine Ausstellung alle Stadien der Hilfsarbeiten für den
Medailleur und Stanzengraveur. W. Pittner’s Präganstalt war in
der Maschinenhalle repräsentirt.
Das Siegeln mittelst gravirter Stempel hört mehr und mehr auf.
Die Siegelstecherei ist deshalb eine Kunst, die in Abnahme begriffen,
denn die kleineren Stempel mit Monogrammen, Devisen und dergleichen,
auch die auf Visitenkarten geprägten Wappen können nicht füglich
auf den Namen Kunstwerke Anspruch machen. Eine ziemlich starke
Beschäftigung gewährt die Anfertigung der selbstfärbenden Stempel
und Numerateure, sowie Arbeiten für den Billetdruck für Eisenbahnen,
welche Fabrikation in Wien namentlich in den Händen der Firma
Radnitzki & Schönwetter ruht, die ganz Vorzügliches liefert. Trotz
der erwähnten Hemmnisse hatten viele der Wiener Graveure doch Be-
achtenswerthes geliefert, unter diesen namentlich J. Kleinert, wäh
rend mehrere der tüchtigsten Künstler in dieser Richtung sich nicht
bei der Ausstellung betheiligt hatten.
In der Flachgravirung zeigte K. Linzbauer vorzüglich hübsche, ge
triebene Albumplatten, sowie eine landschaftliche Darstellung auf einer
verschiedenfarbig plattirten Goldplatte, welche allgemeine Anerkennung
fand. Durch diese Methode werden die schönsten Farbeneffecte erzielt.
Karl Helmer hatte ein Album, mit plastischen Verzierungen aus Metall
geschnitten und gravirt, ausgestellt, das sehr befriedigte. Platten für
Buchbinderarbeit lieferten J. Aichberger, F. Kurth und Hans Denk,
doch konnte sich diese Art von Arbeit nicht mit den Erzeugnissen
Leipzigs messen. In der Gravirung von Schablonen zeigte J.Luzanski
Fortschritte. Die Emaillirkunst ist in den letzten Jahren sehr vorwärts
gegangen, namentlich in Bezug auf die Behandlung des Emails auf
unedlem Metall und ist in erster Reihe als Emailleur Jos. Chadt zu
nennen. Schöne Arbeiten hatte auch J. Roschmann geliefert, die in
der Ausstellung des Hofbuchdruckers Leop. Groner zu sehen waren.