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Volltext: Maschinenwesen und Transportmittel, Wiener Weltausstellung Heft 8

Section II. b. Maschinen für Faseistoff-Industrie. 187 
ebenso viele Hin- und Hergänge mache, als Wagebalken vorhanden 
sind. Die Sicherheit, mit welcher die Maschine arbeitete, war eine 
alle Erwartungen befriedigende, wie man sich unter anderem dadurch 
leicht überzeugen konnte, dass ein Strähn, welcher auf einen Auffang 
stab abgeworfen war, immer wieder eben denselben Auffangstab auf 
suchte, wenn man ihn von Neuem der Speisevorrichtung vorlegte. 
Von ebenfalls sehr grossem Interesse waren noch die zur Verarbei 
tung von Florettseide dienenden Maschinen, welche als Vorbereitungs 
maschinen zur eigentlichen Seidenspinnerei angesehen werden müssen. 
Solche Maschinen waren von der Schweizer Firma Th. & Fr. Bell in 
Kriens ausgestellt, unseres Wissens die einzige Fabrik auf dem Conti- 
nente, die sich mit Construction solcher Maschinen befasst, welche bis 
her immer aus England bezogen werden mussten. Die ausgestellten 
Maschinen bestanden in einem Stampfwerke fürCocons, einer Oeffnungs- 
masehine, gleichfalls für Cocons, einer Karde- oder Fillingmaschine und 
einer Kämm- oder Dressingmaschine. 
Bei der Coconstampfe werden die (fehlerhaften, durchgebissenen 
und doppelten) Cocons in einem langsam um eine verticale Achse roti- 
renden Bottich, mit doppeltem Boden zur Schmutzabsonderung, unter 
Zuführung warmen Wassers der Einwirkung von vier Stampfern aus- 
gesetzt. Die hierdurch von den Puppen und Unreinigkeiten befreite 
Masse kommt, nachdem sie ausgewaschen und wieder getrocknet ist, 
auf den Coconöffner. Dieser besteht im Wesentlichen aus einer hori 
zontalen Kratzentrommel, welche durch ein endloses Speisetuch und 
eine Kratzwalze die Coconmasse zugeführt erhält, und bei ihrer Rota 
tion sich mit einem Seidenvliesse überzieht. Dieses wird aber nicht, 
wie bei Krempeln, durch Hacker abgenommen, sondern ganz ähnlich 
wie bei der Heilmann’schen Nappeuse der Wollkämmereien, von 
einer Arbeiterin, nach Ausrückung der Maschine und bei entgegenge 
setzter langsamer Umdrehung der Trommel, abgenommen. Hierauf 
kommen die Vliesse obiger Maschine, ebenso wie die beim Seiden 
haspeln abfallende Flockseide, zwischen zwei endlose Zuführtücher der 
Karde, in welcher ein auf seiner Mantelfläche mit 12 axial gestellten 
Kammstäben versehener Tambour die ihm dargebotene Seide ferner 
entwirrt, und der ganze Tambour sich ebenfalls mit einem Seideppelze 
überzieht. Dieser Pelz wird durch ein Durchschneiden unmittelbar 
hinter jedem der Kammstäbe in ebenso viele Theile zerlegt, welche 
nun mit Hilfe hölzerner Klammern einem System von in der Regel 
drei Kämmmaschinen übergeben werden. Bei diesen Kämmmaschinen, 
von denen der Aussteller nur eine ausgestellt hatte, wirkt eine über 
zwei Rollen geführte horizontale endlose Kette mit Kammstäben auf 
die in den vorgedachten Klammern befindliche Seide, welche Klammern 
auf einem horizontalen Tische darunter angebracht sind. Der Tisch 
selbst ist nicht nur zum langsame^ Heben, behufs allmählichen Angrei-
	        
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