Section II. b. Maschinen für Faserstoff-Industrie.
] 95
in Paris war das Modell eines Stuhls für Herstellung von Fischnetzen
ausgestellt, über dessen Arbeitsthätigkeit ein Urtbeil sieh nicht ab
geben lässt.
Zu erwähnen bleibt noch die von den Firmen L. Damböck in
Wien und M.Faber & Co. inLettowitz bewirkte Ausstellung von vier
Bobbinetmaschinen zur Erzeugung von Tüll und Gardinen. Die zwei
ersteren Maschinen zur Erzeugung von glattem Tüll sind nach dem
bekannten Rollersystem ausgeführt und bieten etwas Neues nicht dar.
Bei einer dritten Maschine, zur Herstellung der sogenannten englischen
Gardinen, ist ausser den Kettenfäden, welche auf einen gemeinschaft
lichen Kettenbaum unterhalb aufgewickelt sind, wie beim Tüll, noch
ein System von gleichfalls vertical ausgespannten Figurfäden vorhan
den. Dieselben sind auf einzelne Spulen gewickelt und werden durch
einen besonders hierzu eingerichteten Jacquard nach Angabe der Dessin
karte derart zwischen je zwei Kettenfäden seitlich hin- und herbewegt,
dass sie durch Bobbinenfäden abwechselnd mit dem einen und anderen
zweier benachbarter Kettenfäden durch ümwickelung vereinigt werden.
Auf diese Weise wird jeder Figurfaden, sobald seine Platine gezogen
wird, quer durch den Zwischenraum von einem Kettenfaden nach dem
benachbarten hinübergezogen, während er, wenn seine Platine nicht
gezogen wird, sich mit dem einen Kettenfaden vereinigt, und mit die
sem in verticaler Richtung durch das Muster läuft. Hierdurch ent
steht ein maschenartig durchbrochenes Bobbinetgewebe, welches nach
Maassgabe der Jacquardkarten gemustert ist.
Bei der vierten, für die reichsten Muster geeigneten Maschine
zur Herstellung von Vorhängen ist zur seitlichen Verschiebung der
Figurfäden eine eigenthümliche Jacquardvorrichtung angebracht, welche
gestattet, diese Fäden nach Erforderniss um eine grössere oder gerin
gere Breite nach der Seite zu verschieben. Hierdurch werden diese
Fäden in der Figur in ähnlicher Art, wie es mit Hilfe des Stickstabes
auf dem Webstuhle geschieht, bald mehr bald minder hin- und herge
führt. Diese Wirkung ist dadurch erreicht, dass für jeden Figurfaden
resp. für alle in den einzelnen Rapports gleichermaassen geschlungenen
Fäden, nicht eine Nadel und Platine, sondern sechs bis acht Nadeln
und Platinen angeordnet sind. An diesen Platinen hängen ebenso
viele kleine, eiserne Schienen, welche im nicht gehobenen Zustande
einem horizontal hin- und hergehenden Messerrahmen als Anstoss
dienen, während sie, wenn sie durch die Jacquardmaschine gehoben
werden , sich dem Anstossen des Messers entziehen. Jenackdem nun
von dieser Platinenreihe eine grössere oder geringere Zahl durch den
Jacquard gehoben wird, muss der zugehörige Figurfaden weniger oder
mehr durch das Messer seitlich verschoben werden. Ein genaueres
Eingehen auf die Construction dieser sehr interessanten aber complicir-
13*