204 Gruppe XIII. Maschinenwesen u. Transportmittel.
welle, während die letztere selbst sammt diesen Excentern durch zwei
schräg gestellte Scheiben die zur Erzeugung des Langboys nöthige
Bewegung empfängt und dem Tische mittheilt.
Schliesslich mag hier noch einersehr hübschen Metallkarde für
Rauhmaschinen gedacht werden, welche von dem Fezfabrikanten M.
W. Fürth in Strakonitz ausgestellt war. Hat man auch metallische
Rauhkarden, meist in Form von Kratzenblättern, schon wiederholt,
und zwar meist ohne den gewünschten Erfolg versucht, so dürfte doch
die hier ausgestellte Karde etwas wirklich Neues darbieten. Dieselbe
ist nämlich eine aus Messing gebildete künstliche Nachahmung der
natürlichen Kardendistel, und besteht aus einer Anzahl gepresster, mit
umgebogenen Widerhäkchen versehener sternförmiger Messigscheib-
chen, die, zu einem cylindrischen Körper zusammengefügt, ein der
natürlichen Distel analoges Organ bilden. Nach Aussage des Ausstel
lers geben diese Karden in dessen Fabrik schon seit mehreren Jahren
befriedigende Resultate.
Nähmaschinen.
Wohl keine andere Maschine war auf der Wiener Ausstellung durch
eine so grosse Anzahl von Ausstellern vertreten, wie die Nähmaschine;
sicherlich kann man hierin am besten erkefmen, welche weitverbreitete
und allgemeine Anwendung diese nützliche Maschine in der Haushaltung
sowohl wie für den Gewerbebetrieb sich im Laufe höchstens zweier De-
cennien errungen hat. Es lässt sich nicht behaupten, das die ausge
stellten Maschinen wesentlich neue principielle Aenderungen gezeigt
hätten, vielmehr bildeten die von den Amerikanern zuerst geschaffe
nen Systeme bei fast allen ausgestellten Maschinen die Grundformen,
an denen jedoch hinsichtlich der Detailausführung mancherlei Verbes
serungen vorgenommen worden, durch welche die praktische Brauchbar
keit so bedeutend und die Anwendung so allgemein geworden ist.
Die Nähmaschinenausstellung zeigte zunächst das interessante
gewissermaassen negative Resultat, dass gewisse Systeme, namentlich das
der Einfadennähmaschine, ausser etwa hei den Tambourir- und Ketten
stichmaschinen, fast gar keine Anwendung mehr finden. Zum eigent
lichen Nähen hat sich von den Einfadennähmaschinen fast allein die
Maschine von Willcox & Gibbs erhalten, welche wegen ihrer ein
fachen Construction und grossen Geschwindigkeit — sie arbeitete durch
Dampfkraft getrieben, mit 4000 bis 5000 Stichen pr. Minute — aller
dings für gewisse Zwecke vortheilhaft sein kann. Auch zum Aufnähen
der Sohlen auf Stiefeln bedient man sich noch des einfachen Ketten
stiches, wie bei der von Weber & Miller ausgestellten Maschine.