226 Gruppe XIII. Maschinenwesen u. Transportmittel.
vielleicht ein Beweis, dass die Handpresse verurtheilt ist, in allen grös
seren Druckereien der Schnellpresse zu weichen, während auch in den
kleineren Druckereien und für kleinere Drucksachen die in neuerer
Zeit so beliebt gewordenen, zwischen Hand- und Schnellpresse das
Mittel haltenden Accidenzdruckmaschinen ihre Stelle zu ersetzen be
rufen zu sein scheinen. Eigenthümlicher Weise waren auch diese klei
neren Accidenzmaschinen nur spärlich vertreten, obwohl doch die neuere
Zeit verschiedene sehr schöne und sinnreiche Constructionen dieser so
brauchbaren Maschinen hat entstehen sehen. Um so zahlreicher wa
ren die Schnellpressen erschienen. Die grosse Mehrzahl der gewöhn
lichen Schnellpressen mit gerader Form bot, abgesehen von Verbesse
rungen und Vervollkommnungen einzelner Organe, wesentlich Neues
nicht dar. _
Der Grundcharakter dieser Maschinen ist der von ihren ersten Erfin
dern, König & Bauer in Oberzell, ihnen gegebene geblieben, und
es zeigte sich hierbei recht deutlich das eminente Verdienst derselben
um den gesammten Schnellpressenbau der Welt, denn es findet sich
an den verschiedenen ausgestellten Schnellpressen kaum eine Einrich
tung von Belang, die in ihren Grundlagen nicht schon von jenem genia
len Erfinderpaare versucht oder wenigstens angedeutet worden wäre.
Wenn es auch im Gebiet des feineren Druckes von illustrirten
Werken, Werthpapieren etc. nicht an interessanten Exemplaren von
Schnellpressen fehlte, so erregten doch unstreitig diejenigen Druck
maschinen das lebhafteste Interesse, welche auf eine massenhafte Pro
duction, wie sie namentlich für grössere Zeitungen erfordert wird, be
rechnet sind, und welche mit Hilfe cylindrischer Druckformen direct
auf Rollenpapier drucken.
Man kann wohl sagen, dass in dieser Hinsicht die Wiener Welt
ausstellung einen entschiedenen Fortschritt gekennzeichnet hat, indem
hier prägnanter als auf den früheren Weltausstellungen die praktische
Lebensfähigkeit einer Idee zum Beweise kam, an deren Verwirklichung
ausgezeichnete Kräfte schon seit Decennien gearbeitet haben. Die
Resultate, welche man bisher in dieser Richtung erzielte, müssen doch
immer noch mehr oder minder als Versuche betrachtet werden, wenn
man die Mittel näher prüft, die man zur Herstellung der cylindrischen
Druckformen verwandte. Keilförmige Typen auf dem Umfange eines
Cylinders (Hoe’s Mammutlipresse 1851), oder ebene Typencolumnen
nach der Form eines Prismas zusammengesetzt in Verbindung mit nach
giebigen Druckcylindern(Applegath’s „Times“-Druckmascbinen 1848)
oder Guttapertjaformen (1851) etc. waren nicht die Mittel, welche auf
dieDauerfür die gesuchte Zukunftsmaschine sich genügend erweisen konn
ten. Erst die Erfindung von Genoux, von dem ebenen lypensatze eine
Papiermater zu nehmen, die in eiuer cylindrischen Gussform zur Her
stellung der auf den Cylinder zu befestigenden Druckform dient, machte