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Gruppe XVIII. Bau- u. Civil-Ingenieurwesen.
Wagen auf dem Mittelzapfen ruht und die Scheibe sich also leicht
dreht, während eine übermässige Belastung des Zapfens durch darüber
fahrende Maschinen und eine Beschädigung durch die hierbei sich
ergebenden Stösse vermieden wird. Die Oesterreichische Nordwestbahn
hat alle ihre Drehscheiben, über die ein regerer Verkehr stattfindet, mit
solchen Evolutfedern versehen und giebt in ihrem Berichte an, dass
sich diese verhältnissmässig billige Maassregel sehr gut bewährt hat.
Die Scheiben haben einen gusseisernen Laufkranz und eben solche
Grubenwand und werden ohne Mauerwerk fundirt. In consolidirtem
Auftrag wird eine Grube ausgehoben, in welche drei Schichten Bettung
von je 0'3 m Stärke kommen, und zwar unten geschlichtete Bruchsteine,
darüber grober Bahnschotter, oben feiner Schotter. Im gewachsenen
Boden fällt die unterste Schicht fort. In nicht consolidirtem Auftrag
wird Pfahlrost angewandt.
Kreuzdrehscheiben mit vier Rädern, auf deren Achsen der Kranz
der Scheibe aufliegt, stellen Windhoff, Deeters & Co. in Lingen
(Hannover) aus. Auch findet sich ein sehr sauber gearbeitetes Modell
einer solchen Scheibe in der Ausstellung des polytechnischen Arbeits
instituts von J. Schröder in Darmstadt. Da bei solchen Scheiben dif-
ficile Constructionstheile, wie Achslager, hinzutreten, auch die Achsen
der Räder durch vorübergehende Züge leicht beschädigt werden kön
nen, so empfehlen sie sich wohl erst bei grösseren Durchmessern (etwa
6 m), bei kleineren Scheiben dürften die Rollen ausreichen, wenn man
nicht zu den Kugeln seine Zuflucht nehmen will. Diese cultivirt Herr
Weickum, der strebsame Ingenieur der Oesterreichischen Staatseisen
bahngesellschaft. Sowohl der untere wie auch der an der Scheibe befind
liche Laufkranz bestehen aus einer gewöhnlichen , aufrechten, kreisför
mig gebogenen Vignolschiene, in deren Kopf eine Rinne von halbkreisför
migem Querschnitt eiugedreht ist. Zwischen diesen Rinnen laufen Stahl
oder Eisenkugeln von 5 cm Durchmesser. Durch einen Ring aus Flach
eisen, in welchen für jede Kugel ein Loch geschnitten ist und welcher mit
den Kugeln umläuft, werden sie in richtigem Abstande von einander
gehalten. Dass die Construction dabei eine sehr einfache werden kann,
lässt sich nicht leugnen, ebenso wenig, dass die Grubentiefe auf ein
Minimum reducirt wird (0'24 m von Schienenunterkante). Die Anlage
kosten gegen andere übliche Constructionen sollen sich um 35 bis 40
Proc. ermässigen, die Unterhaltungskosten sollen sehr gering sein,
Schmieren nicht stattfinden, auch kein Einfrieren zu befürchten sein.
Was die Bewegung betrifft, so muss vom theoretischen Standpunkte
bezweifelt werden, dass sie leichter von Statten gehen soll, als bei Schei
ben mit Rollen, da die rollende Reibung umgekehrt proportional dem
Durchmesser der Rolle ist, und die verwendeten Kugeln sehr klein sind.
Herr Weickum construirt übrigens auch Schiebebühnen, Auslager
krahne, kurz alles, was sich irgend dazu eignet, mit Kugeln.