320 Gruppe XVIII. Bau- u. Civil-Ingenieurwesen.
Regierung in einem Werke gemacht, welches unter dem Titel:
„Wasserversorgung des Albplateaus“ in Modell, Zeichnung und
Beschreibung zur Ausstellung gebracht wurde.
Die grosse Jurakette, welche Europa in einem langgezogenen
Gebirgsstreifen durchzieht, nimmt in Schwaben zwischen Urach und
Ulm den Namen der rauhen Alb an. Dieses aus den verschiedenen
Schichten des Jurakalkes zusammengebaute Bergland, durchschnittlich
750 bis 850 m über dem Meere, bildet im Ganzen eine Art hügelige,
von steilen Thälern durchzogene Hochebene, welche etwa 300 m über
dem schwäbischen Tieflande liegt und etwa 33 Km von Norden bis
Süden breit ist. Aus den Verwitterungsproducten des Kalkes bildete
sich der Ackerboden in Gestalt einer dünnen, mit Steinen gemischten,
aber doch fruchtbaren und durch den Fleiss der ausschliesslich Ackerbau
treibenden Bevölkerung sorgsam gepflegten Erdschicht auf dem Felsen.
Eine Hauptplage der Einwohner war der Mangel an Wasser; alle in
reichlichem Maasse sich bildenden atmosphärischen Niederschläge ver
schwinden alsbald in Felsspalten, um in den tieferen Thälern plötzlich
als grössere Wasserläufe wieder zu erscheinen. Die Menschen sind
bisher auf Cisternenanlagen für Sammlung des von den Dächern rinnen
den Regenwassers angewiesen gewesen und mussten sich häufig und in
fast jedem Jahre monatelang abmühen, wenn die Wasservorräthe der
Cisternen sich erschöpften, für sich und die Viehherden jeden Tropfen
Wasser aus den tiefen Ihälern oft 10 bis 12 Kilometer weit zu schleppen.
Dieser die gedeihliche Entwickelung des Landes hindernde Zustand
ist durch die württembergische Regierung, in beharrlicher und energi
scher Besiegung widerstrebender Vorurtheile der Bevölkerung, / durch
eine künstliche, über die ganze rauhe Alb sich verbreitende Wasser
versorgung aus den Wasserläufen und Quellen der eingerissenen Thäler
überwunden worden. Die Arbeit ist erst zum Theil vollendet, zum
Theil ist sie. in der Ausführung begriffen. Die Ortschaften auf der
Hochebene sind in acht gesonderte Gruppen getheilt, von denen jede
ein besonderes Wasserwerk enthält, bestehend aus einer Pumpstation
in. den theils dem Rhein-, theils dem Donaugebiete angehörigen Thälern
mit hydraulischen Motoren daselbst, und aus einem oder mehreren
Hochwasserbehältern auf der Hochebene. Das Pumpwerk fördert in die
Wasserbehälter, von denen aus Rohrleitungen in die Dörfer geführt
werden. Alle Leitungen bestehen aus gusseisernen Röhren. Die mit
Einsicht und Sparsamkeit ausgeführten Anlagen werden in ihren Kosten
grossentheils von den Gemeinden selbst bestritten, denen sie Nutzen
bringen, der Staat jedoch übernimmt meist die Vorarbeiten und Bear
beitungskosten, sowie 25 Proc. des Bauaufwandes.
Die Albwasserversorgung, deren segensreiche Folgen überall
sichtbar hervortreten, bildet eine sehr hervorragende und bisher wohl
kaum und in solchem Umfange versuchte Leistung, welche sowohl