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Gruppe XVIII. Bau- u. Civil-Ingenieurwesen.
trennen, sind seitwärts von Ueberfallwehren begleitet, die die Be
nutzung des überflüssigen Wassers zu Industriezwecken ermöglichen.
Die Generalgesellschaft für italienische Canäle brachte
die Darstellung des wichtigen vor drei Jahren vollendeten grossarti
gen Cavour-Canales, durch welche eine grosseWassermenge demPo
in der Nähe von Turin entnommen und nach Ueberschreitung vieler
\\ asserläufe durch Canalbrücken in den Ticino geleitet wird. Bewäs-
serungs- und Schilffahrtsanlagen schliessen sich vielfach an.
Es giebt wohl kaum ein Land, in welchem die Wasserverhält
nisse annähernd eine so bedeutende, alle Zweige des öffentlichen und
privaten Lebens beherrschende Wichtigkeit erhalten haben als in Hol
land. Das Land ist grösstentheils künstlich dem Reiche der Fluthen
entzogen und zum Wohnsitz der Menschen umgestaltet worden, es be
darf einer steten sorgfältigen Ueberwachung der ausgeführten Werke
und fordert zu neuen Verbesserungen der Schifffahrtswege sowie zu
neuen Landgewinnungen fortwährend auf. Die durch die eigenthüm-
liche Lage des an der Mündung des Rheins und der Maas sich ent
wickelnden Deltalandes gegenüber den britischen Inseln hervorgerufe
nen wechselnden und ungleichen Fluthen und Meeresströmungen, die
geringe 'Widerstandsfähigkeit des thonigen und moorigen Bodens, die
Seltenheit und Kostbarkeit der natürlichen Steine haben den Wasser
baumethoden des Landes einen eigenthümliehen Charakter aufgeprägt.
Die Ausführung der Wasserbauten liegt in der Hand der berühmten
und wohlorganisirten Behörde.des Waterstaats, welche in einer
Menge schön und übersichtlich angeordneter Karten- und Schriftwerke
Resultate ihrer Thätigkeit ausgestellt hatte.
Eine Arbeit von nationaler Wichtigkeit ist die Eröffnung eines
neuen Wasserweges von Rotterdam in die Nordsee.
Die Unvollkommenheiten der Schifffahrt durch die neue Maas
längs Brielle nach Rotterdam haben dazu geführt, den Stromarm Scheur
der Maas vermittelst eines offenen Durchstiches und ohne Schleusen auf
kürzestem Wege mit der Nordsee in Verbindung zn setzen. Die Erd
massen sind theils durch Grab- und Baggerarbeiten zu Seite geführt
worden, theils hat man den Strömungen die Austiefung des Bettes
überlassen. Der neue Wasserweg endigt am Meeresufer in zwei
Dämmen, welche in gegenseitiger Entfernung von 750 m bis 1000 m
beginnen und bis zur liefe von 8 m unter gewöhnlicher Ebbe etwa
1600 m weit fortgeführt werden sollen. Letztere bestehen bis etwas
über gewöhnlicher Ebbe im Wesentlichen aus Senkstücken; von dort ^
aus bis über höchstes Wasser sind dieselben aus offenem Pfahlwerke con-
struirt; der Unterschied zwischen gewöhnlicher Ebbe und gewöhnlicher
I luth beträgt 1 70 m. Das Pfahlwerk bildet auf seiner Krone einen mit
Gleisen belegten und mit starker Schutzwehr versehenen Weg von 6 m
Breite, die sich jedoch am Hafenkopf bis auf 10 m vermehrt, und wird