340 Gruppe XVIII. Bau- u. Civil-Ingenieurwesen.
wärts vom Ufer erreicht wird. Hierdurch entsteht eine für den Han
delsverkehr sehr bequeme und doch für die höchsten Wasserstände
durchaus sichere, ausgedehnte, etwas geneigte Ebene.
Wichtig und von den meisten anderwärts ausgeführten Strom-
regulirungsarbeiten abweichend ist der Umstand, dass die ausserordent
lich grossen Erdbewegungen nicht durch den Strom selbst, sondern
durch den Menschen ausgeführt werden. Die aus dem neu hergestellten
Strombette gewonnenen Erdmassen werden dazu verwendet, alte Strom
läufe auszufüllen, die Deiche aufzuwerfen und die ganze Oberfläche der
anstossenden Gelände so auszubilden, wie sie behufs Aufnahme der auf
ihnen zu errichtenden Anlagen erforderlich sind. Zu diesem gross-
artigen Ausführungsmodus haben nicht allein Rücksichten auf den
unfehlbaren Erfolg der Regulirung, sondern auch Finanzrücksichten
geführt. Der Grundwerth der rasch emporblühenden Hauptstadt ist
nämlich in einer so reissenden Steigerung begriffen, dass durch Ver-
werthung der zu Wohnungen für eine halbe Million Menschen und zu
industriellen und commercieilen Anlagen bestimmten neu geschaffenen
Flächen bei Weitem grössere Summen erzielt werden, als die ganze
Anlage selbst kosten wird.
Man beabsichtigt die nach Eröffnung des neuen Stromlaufes übrig
bleibenden Altwasser zu Hafenanlagen zu benutzen, an deren Ufer neue
Industriestädte sich ansiedeln sollen.
Die erwähnte Absperrvorrichtung des Donaucanals ist etwa 170 m
vom Theilungspunkte desselben bei Nussdorf errichtet und besteht in
einem sehr starken eisernen Thorschiffe (es ist in Seraing bei Lüttich
erbaut), welches sich gegen zwei Maueranschläge zweier auf pneumati
schem Wege gegründeter Ufermauer werke stützt und die ganze Breite
von 47'4 m ohne Zwischenpfeiler schliesst. Der flache Boden des Schif
fes ist nicht dazu bestimmt, sich auf die mit Beton befestigte Schwelle
aufzusetzen, vielmehr soll stets noch eine hinreichende WAssermenge
zwischen Schwelle und Schiffsboden in den Donaucanal eintreten.
Durch geeignete Vorrichtungen, um Wasser in das Thorschiff zu lassen
oder dieses auszupumpen, kann man dasselbe mehr oder minder tief
einsinken lassen, so dass der Wasserstand im Canale dadurch regulirt
werden kann. Auch ist dafür gesorgt, dass das Oeffnen des Thores
für den Fall, dass Eismassen vor demselben sich angehäuft haben, durch
Fortnahme des einen der beiden Widerlager bewirkt werden kann.
Wenn diese Eismassen bei ungünstigen Ereignissen so anVachsen,
dass oberhalb des Thores eine völlige Verstopfung des Donaucanals ein-
tritt, so wird sich bei dem Thorschiff das ganze Gefälle des Donau
canals von über 5 m concentriren und es muss sich dann die Wider
standsfähigkeit der Construction des Schiffes sowie der Betonschwelle
gegen das Fortspülen in vollem Maasse bewähren können.