370 Gruppe XVIII. Bau- u. Civil -Ingenieurwesen.
Oeffnung, niedrige I alirbahn) zur Anwendung zu bringen. Die Richtung
der Vervollkommnung geht auf eine Vereinfachung des Systems und
Verminderung der Zahl der Knotenpunkte hinaus.
In ähnlicher Construction sind bald nachher die Rheinbrücken zu
Düsseldorf in der Bergisch-Märkischen Eisenbahn und zu Wesel in der
Venlo-Hamburger Eisenbahn ausgeführt, bei denen das System noch
weitere \ ervollkommnungen in Bezug auf Knotenpunkte und Stoss-
verbindungen erfahren hat. Die zuletzt erbaute Brücke dieser Gattung,
die Weichselbrücke bei Thorn, war leider auf der Ausstellung nicht
vorgeführt.
Unter den Brücken mit symmetrisch gekrümmten Gurtungen, bei
denen die Auflager hoch über der Fahrbahn auf Portalen liegen, und
die unteren Gurtungen hängende, die oberen steigende Bogen bilden,
wie sie zuerst die Saltashbrücke in England zeigt, später mit kleiner
theoretischer, aber bedeutender constructiver Variante von Pauli in
München in der Rheinbrücke bei Mainz zur Ausführung gekommen,
befinden sich zwei Brücken ausgestellt, welche für sich einen Fortschritt
in Anspruch nehmen. Die erstere ist die Elbbrücke bei Harburg in
der Venlo-Hamburger Eisenbahn. Hier sind aus Rücksicht auf die
Schönheit der Erscheinung die Diagonalen des Systems ganz fortgelassen,
und die Construction besteht nur aus der Combination eines steigenden
und eines hängenden Bogens, welche, durch verticale Hängestangen
verbunden, die Brückenbahn, die den unteren Bogen tangirt, gemeinsam
tragen. Jeder dieser Bogen ist den bekannten Bogen der Coblenzer
Rheinbrücke von Hart wich & Sternberg im Systeme nachgebildet,
dabei m den Details aber vervollkommnet. Es erfüllt dieses System
vollkommen seinen Zweck, es gehört aber nur insofern zu den Balken
systemen, als es die Auflager senkrecht drückt und Sjiielraum für die
Wärmeausdehnung gewährt. Ob es bei der schwierigen Art der Aus
führung Nachahmung finden wird, bleibt abzuwarten. Der Erfinder
derselben ist der Geheime Regierungsrath Loh se zu Cöln, der Erbauer
der Nogatbrücke bei Marienburg und der Rheinbrücke bei Cöln.
Das andere System ist noch nicht zur Ausführung gelangt. Es ist
das seit längerer Zeit bekannte System von Ruppe rt in Wien, wonach
der symmetrische Parabelbalken zu einem continuirlichen Balkensystem
erweitert werden soll. Bei vielen Gelegenheiten ist das Project zu einer
Ueberbrückung des Bosporus zur Ausstellung gebracht worden, es ist
dem Verfasser bis jetzt noch nicht gelungen, dasselbe zur Ausführung
bringen zu können. Es macht offenbar den Eindruck des Labilen und
Beweglichen bei variabler Belastung. Die Brücke, welche von dem
Ingenieur Gerber in Nürnberg über den Main bei Hassfurt zur Aus-
führung gekommen ist, soll eine Anwendung dieses Systems sein, unter
Abänderung des Beweglichen in demselben. Nach der vorgeführten
Photographie zu urtheilen, ist aber durch diesen Bau noch nichts Voll-