Section II. Thonwaaren. 433
V. Wendrich, beide in Kopenhagen, an. Ihre Grundlage ist ein
schwach gebrannter, feiner blassrother Thon, ihre Decoration geschieht
mit Oelfarbe und Lack. Ihre antiken Formen sind theils mit schwarzen
Figuren auf dem Thongrund bemalt, theils ist durch Aussparen der
Figuren und Schwärzen des Thongrundes der Bildschmuck entstanden,
den wir an griechischen Vasen kennen und lieben, doch ist auch ein
Schritt weiter gegangen und nach dem Vorbild ägyptischer Wandmalerei
ein bunter Schmuck entstanden, den wir uns auch noch gefallen lassen;
wenn aber noch weiter gehend auf jene antiken classischen Formen
moderne Blumenbouquets und Genrebildchen gemalt werden, so geht
das gegen unser Gefühl für Harmonie, wir werden gleichzeitig nach
zwei verschiedenen Gebieten gezogen, woraus nur Dissonanz entstehen
kann. Mit traditioneller Freiheit und Sicherheit hat Scappini in
Cometo in antiker Technik schone Imitationen griechischer braun und
schwarz bemalter Vasen und Schalen ausgestellt, bei welchen es nicht
unseres Amtes ist, zu untersuchen, wie viele derselben an Kunstreisende
als Antiquitäten abgesetzt werden. Ein Gleiches ist mit den Vasen und
Rhythions der Fall, welche Ruvo di Puglia in (?) ausgestellt hatte.
Uebergehend zu den glasirten Thonwaaren, deren gefärbte und
ungefärbte Glasuren einen röthlichen oder gelblichen Thongrund über
ziehen, würden wir gern mehr zu berichten haben über die Hausindustrie,
welche sich vorzugsweise auf diesem Felde bewegt; allein dieselbe war
auf der Ausstellung so mangelhaft, man möchte sagen plackenweise ver
treten und was da war in anderen Gruppen so vertheilt und versteckt,
dass sich über dieselbe keine Uebersicht gewinnen liess. Bei Weitem
am besten war der Südosten repräsentirt. Das Hausgeschirr der öster
reichischen Landbevölkerung bestand grösstentheils aus sehr schöner
Waare, sowohl an Form, Farbe, Glanz, als an Zierwerk.
Das in Oberösterreich landesübliche hellgrüne, glänzende, innen
gelbliche Töpfergeschirr muss man geradezu reizend nennen. J. Fö-
tinger und Fr. Schleiss in Gmunden hatten, ganz in der Landesart
bleibend, auch bemaltes und mit hübschen Sprüchen versehenes Geschirr
ausgestellt. Aus Mähren hatte J. Slowack, C. Moest und A. Kla-
merth (Maler A. Clam, Oberdreher V. Dworzath), sehr hüb
sches Geschirr, Tassen, Milchkannen, ausgestellt; der hellgelbliche
Thon war kastanienbraun engobirt, irnd aus diesem Ueberguss Verzie
rungen, Ranken, Blätter und Blumen in Schnitzmanier bis in den hellen
Untergrund eingekerbt und herausgeschnitten. Es belohnt sich immer,
wenn die Verzierung, wie hier aus der Technik selbst, gewissermaassen
spielend, mit dem ohnedies in Händen habenden Werkzeug entstanden
ist. Die glänzende Glasur giebt auch dieser Waare etwas sehr Frisches
und Reinliches.
Wiener Weltausstellung. II. . 2W