438 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Ilion- u. Glaswaaren.
und geben die Grenzen für die aufzumalenden Farben. Andere waren in
drei Schichten, zwei feinen äusseren und einer groben inneren geformt,
wie es scheint, um einem Krummziehen beim Brande zuvorznkommen.'
Auch Minton, Hollins & Co. in Stocke-upon-Trent haben sich
mit buntbemalten und glasirten Tapetenplättchen beschäftigt, welche
nach Art der spanischen Azulejos erhabene Stege hatten, zum Anhalt
für die Maler und zur Trennung der Farben. Unter den Mosaik-
stemchen aus harter Masse fanden sich auch solche in der Masse gefärbte
von schöner zinnoberrother Farbe. Die incrustirten braun, gelb, schwarz
und weiss in der Masse gefärbten Fussbodenplatten waren sehr hübsch,
rem und hart, ohne jedoch in der Grösse der Auswahl noch in den
geschmackvollen Mustern die Mosaikplatten von Villeroy & Boch in
Mettlach zu erreichen.
Vortreffliche Fabrikate hatten die Worcester Werke in Thon,
Terracotta, Steingut und Porcellan ausgestellt. Wir heben hervor:
die Harald-Vase, welche auf einem tiefblauen, emaillirten Grunde eine
breite Zone trägt, auf welcher Darstellungen der Krönung König Ha-
rald’s und der Schlacht von Hastings in weisser durchscheinender
‘!"'e sur P äte ™ relief gemalt sind. Sie wurde mit einer ähnlichen
(William-Vase) zusammen auf31 500Rmk. geschätzt. Ferner die Ivory-
waaren aus einer Masse, welche sowohl an Farbe als an zartem Korne
dem Elfenbein ähnlich war, und in Formen und Decorationen (Farben
und Bronze) sich stilvoll an japanische Vorbilder hielt. Ob hier ein
Zusatz von Speckstein in der Masse oder ein besonderer Anflug die
eltenbeinartige Oberfläche erzeugt, ist unbekannt.'
Hässlich, wenn auch stilgerecht, sind die nach japanischen Vor-
mdern gemachten Desjeunes, Harlequin genannt, von brillant farbig
glasirtem Steingut, deren jedes Stück eine andere schreiende Farbe
hat. Dagegen sind die sogenannten Jewelled Porcelain äusserst zier
lich und reich — und theuer (eine Tasse 50 Pf. St.); die mit glänzen
dem und mattem, gemustertem, flach und erhabenem Gold nach Kaschmir
mustern ornamentirten Stücke sind mit türkisblauen SchmeJzperlen
besetzt, so dass man sie für Juwelierarbeit halten könnte; ein der
Countesse Dudley gehöriges Service ist das Schönste, was man dieser
Art sehen kann. Kleine Statuen und Büsten sind in eigenthümlicher
Weise behandelt, indem das Fleisch durch eine dunkelbraune Terra-
cotte, die Gewandung durch deren grünlichblaue (persian turguois)
Glasur dargestellt ist.
Maw hatte im englischen Ausstellerpavillon gedruckte und bemalte
iapetenplattchen als Kamineinfassung in Gelb und Blau, ziemlich roh,
aber als Handmalerei zu hohen Preisen, verwandt. — Von Jons waren
billigeMajolicas zur Stelle. Daniel & Son in London hatten sich gleich- j
falls mit dem eben erwähnten juwelirten Porcellan beschäftigt so-