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Volltext: Industrie der Stein-, Thon- und Glaswaaren, Wiener Weltausstellung Heft 10

Section II. Thonwaaren. 
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ist brauner Thon, die Zinnglasur, die sie überzieht, macht sie zu einer 
echten Fayence, seine Muster sind nicht minder reich, grösstentheils 
aus persischen Handschriften gezogen,' und seine Methode, die reichen 
Farbendurchschlingungen aus einander zu halten, ist die Collinot’s- 
Allein er hält sich nicht immer streng an den persischen Stil, giebt seinen 
Mittelbildern selbst moderne Sujets und macht Meine Diversionen ins 
Japanische. Er hat Schüsseln von 300 fl., Vasen von 500 fl. und Wand 
bekleidungen von 200 fl. pr. qm. 
Aus Persien selbst waren Fayenceziegel und -Platten sowie Gitter 
platten (Moucharäbis) zu Fensterverschlüssen ausgestellt, sie zeigten 
allerdings in sehr roher Ausführung erhabene, blau emaillirte Buch 
staben auf braunem Grunde, weisse erhabene Vögel und Blumenranken 
mit Goldlüster. Vom Kaukasischen Museum in Tiflis und vonKru- 
pinsky in Stawropol waren plumpe Fayencekacheln mit verlaufen blau 
und grün bemalter Verzinnung, angeblich aus dem 14. und 15. Jahr 
hundert, aus dortiger Gegend und aus Samarkant ausgestellt. 
Italien, die Heimath der Fayence und Majolica, hatte sich ihrer 
mit frischem Eifer angenommen. 
An Grösse und Vielseitigkeit sowie an Schönheit des Erzeugnisses 
steht die Fabrik des Marchese Ginori in Doccia bei Florenz oben an 
(die Fabrik von Richard in Mailand hatte nicht ausgestellt). Fayence 
und Porcellan für den Gebrauch und den Luxus, Vasen aller Form und 
Grösse, Gefässe, Schüsseln, Kannen, Platten, Nippes, Relief und Garten 
sitze, alle mit Farben, deren Wirkung durch eine glänzende Glasur 
erhöht ist, Biscuitstatuetten und Gefässe mit Reliefs in den alten Formen 
von Capo di Monte und nach Art dieser berühmten Fabrik bemalt. 
Figurenreiche Vasen, von 80 cm Höhe ä 1000 Francs. Die Majolica 
dieser Fabrik sind schön, und ohne Extravaganz benutzt sie die Mittel 
der heutigen Technik. Als Hauptstück war eine 1'76 m hohe Vase (zu 
20000 Francs notirt) anzusehen. Ihre Grundmasse ist ein röthlicher, 
übrigens nirgend sichtbarer Thon, nachdem sie schwach gebrannt und 
in Zinnglasur gegeben war, wurde sie auf die rohe Glasur gemalt — 
eine allzugrüne Jagdscene —, schwach gebrannt, mit einer durchsich 
tigen leichtflüssigen Glasur überzogen und zum dritten und letzten 
Male gebrannt. Das zweite Brennen, nach dem Malen, geschieht nur 
bei dergleichen grossen Stücken; leichtere werden, nachdem sie auf die 
rohe Glasur gemalt sind, ohne Weiteres in eine Bleiglasur getaucht und 
gebrannt, was ihnen die grosse Glätte und den Glanz giebt. Die kleine 
Fabrik von Farina & Co. inFaenza zeichnet sich durch ihre elegante 
Zeichnung und Malerei, sowohl in echter Majolica auf Zinnglasur vor 
dem Brande, als auch durch ein eigenes Sgraffitoverfahren aus, nach 
welchem der bräunlich gelbe Grund, weiss engobirt, und die Zeichnung
	        
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