Section II. Thonwaaren.
443
ist brauner Thon, die Zinnglasur, die sie überzieht, macht sie zu einer
echten Fayence, seine Muster sind nicht minder reich, grösstentheils
aus persischen Handschriften gezogen,' und seine Methode, die reichen
Farbendurchschlingungen aus einander zu halten, ist die Collinot’s-
Allein er hält sich nicht immer streng an den persischen Stil, giebt seinen
Mittelbildern selbst moderne Sujets und macht Meine Diversionen ins
Japanische. Er hat Schüsseln von 300 fl., Vasen von 500 fl. und Wand
bekleidungen von 200 fl. pr. qm.
Aus Persien selbst waren Fayenceziegel und -Platten sowie Gitter
platten (Moucharäbis) zu Fensterverschlüssen ausgestellt, sie zeigten
allerdings in sehr roher Ausführung erhabene, blau emaillirte Buch
staben auf braunem Grunde, weisse erhabene Vögel und Blumenranken
mit Goldlüster. Vom Kaukasischen Museum in Tiflis und vonKru-
pinsky in Stawropol waren plumpe Fayencekacheln mit verlaufen blau
und grün bemalter Verzinnung, angeblich aus dem 14. und 15. Jahr
hundert, aus dortiger Gegend und aus Samarkant ausgestellt.
Italien, die Heimath der Fayence und Majolica, hatte sich ihrer
mit frischem Eifer angenommen.
An Grösse und Vielseitigkeit sowie an Schönheit des Erzeugnisses
steht die Fabrik des Marchese Ginori in Doccia bei Florenz oben an
(die Fabrik von Richard in Mailand hatte nicht ausgestellt). Fayence
und Porcellan für den Gebrauch und den Luxus, Vasen aller Form und
Grösse, Gefässe, Schüsseln, Kannen, Platten, Nippes, Relief und Garten
sitze, alle mit Farben, deren Wirkung durch eine glänzende Glasur
erhöht ist, Biscuitstatuetten und Gefässe mit Reliefs in den alten Formen
von Capo di Monte und nach Art dieser berühmten Fabrik bemalt.
Figurenreiche Vasen, von 80 cm Höhe ä 1000 Francs. Die Majolica
dieser Fabrik sind schön, und ohne Extravaganz benutzt sie die Mittel
der heutigen Technik. Als Hauptstück war eine 1'76 m hohe Vase (zu
20000 Francs notirt) anzusehen. Ihre Grundmasse ist ein röthlicher,
übrigens nirgend sichtbarer Thon, nachdem sie schwach gebrannt und
in Zinnglasur gegeben war, wurde sie auf die rohe Glasur gemalt —
eine allzugrüne Jagdscene —, schwach gebrannt, mit einer durchsich
tigen leichtflüssigen Glasur überzogen und zum dritten und letzten
Male gebrannt. Das zweite Brennen, nach dem Malen, geschieht nur
bei dergleichen grossen Stücken; leichtere werden, nachdem sie auf die
rohe Glasur gemalt sind, ohne Weiteres in eine Bleiglasur getaucht und
gebrannt, was ihnen die grosse Glätte und den Glanz giebt. Die kleine
Fabrik von Farina & Co. inFaenza zeichnet sich durch ihre elegante
Zeichnung und Malerei, sowohl in echter Majolica auf Zinnglasur vor
dem Brande, als auch durch ein eigenes Sgraffitoverfahren aus, nach
welchem der bräunlich gelbe Grund, weiss engobirt, und die Zeichnung