444 Gruppe IX. Industrie der Stein-, Thon- u. Glaswaaren.
in Bleistift oder Rothstiftmanier herausgekratzt wird und so den Thon-
grund zeigt. Nach dem Verglühen wird wohl auch die Zeichnung noch
colorirt. Ein Plateau dieser Art kostete 45 Francs. G. Spinaci in
Gubbio und T. Castellani in Rom suchen alte und älteste, auch
sogenannte Bauermnajolica, getreu nachzuahmen. Ihre Farbenauswahl
ist nur die alte aus Blau, Gelb, Grün zusammengesetzte und mit rothem
und gelbem Goldlüster lasirte. Plateau von 25 Francs, eine Schüssel
von 32 cm Durchmesser mit einem guten Portrait 150 Francs. A.Min-
ghetti & Sohn in Bologna machen Majoliken mit den Hilfsmitteln der
neueren Technik. Grosse, 1'30 bis 1'80 m hohe Vasen, mit reichem mytho
logischem Schmuck und Arabesken in der leichten Art von Gien; auch
werden daselbst mit Liebhaberei hübsche Sgraffito und nach delaRobbia
ausgeführte gemalt und glasirte Reliefs angefertigt. Unter den Majoliken
sind Kannen von 30 fl. und Plateaux von 20 fl. Der Graf Anibale
Feriani in Faenza hält die älteste Fayencefabrik Italiens, wie man
sagt mit Opfern, aber mit- patriotischem Eifer aufrecht, und fabricirt
darin eine Art von Bauernmajolica, die namentlich in den Zeichnungen
nicht ohne Werth ist und auch in braunen Sgraffitoplatten Gutes leistet.
Tajani in Vietri bei Salerno macht die dort gebräuchlichen weiss
emaillirten und bemalten Flurplatten. S. Ricci inSavona hatte ausser
Spiegelrahmen in Majolica eine hübsche Suppenschüssel, darstellend
die Freundschaft zwischen Oesterreich und Italien, ein überhaupt sehr
beliebtes Sujet, ausgestellt. A. Galvani in Pordenone hatte ausser
anderem Tafelgeschirr drei sehr grosse, auf Biscuit gezeichnet und
al Majolica gemalte Platten eingesandt. Aus der Kunstabtheilung
Gruppe XXV. waren, auch in technischer Beziehung sehr lobenswerthe,
auf Fayence- (oder Lava-?) Platten gemalte und aus mehreren derglei
chen zusammengesetzte Gemälde ausgestellt, welche nach alten Origi
nalen in der Oelmalertechnik und mit matt eingebrannten Farben einen
sehr guten Effect machten. Sie waren von Ph. Severati in Rom und
von G. Devers in Turin ausgestellt, und waren die des letzteren grös
sere und effectvoll auf Architekturen berechnete Stücke.
Hier ist noch ein hübscher Artikel zu erwähnen, welcher von der
Gesellschaft für Kunst und Industrie in Monaco zur Ausstel
lung gebracht, von den künstlerischen Händen von Fischer & Frau
daselbst leichthin aus Töpferthon gebildet ist — es sind Körbchen,
Vasen, Consolen, die mit Ranken und Blumen umkleidet, glasirt und
zum Theil freilich in Lackfarben bemalt sind.
Weder aus Deutschland noch aus Oesterreich haben wir über
Majolica und eben so wenig über Palissywaaren zu berichten, gegen
über den französischen Fabrikaten dieser Art scheint es, als ob wir in
diese Kunstrichtung erst eintreten wollten, nachdem sie ihre Flegeljahre
hinter sich hat. Wegen seinen Versuchen in Majolicaschüsseln ist hoch-