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Volltext: Industrie der Stein-, Thon- und Glaswaaren, Wiener Weltausstellung Heft 10

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Section II. Thonwaaren. 
Unter den thüringischen Porcellanmalern ist vor allen das Ate- 
lier von Harr ass in Grossbreitenbach (Schwarzburg-Sondershausen) zu ■ 
nennen, seine Bilder und Bildchen auf Pfeifenköpfen und als Einlagen 
auf Etuis u. s. w. haben und verdienen einen weit verbreiteten Absatz. 
Aehnlich das Atelier von Ens & Grein er in Lauscha in Sachsen- 
Meiningen, C. Haag in Lichte und Ch. Wilhelm Söhne in Ober 
weissbach, beide in Schwarzburg-Rudolstadt. Die grösste Ausstellung 
deutscher Porcellanmalerei ist die von Fr. H. Thallmaier in Mün 
chen, Tischplatten , Schüsseln von reicher Palette, guter und auch ge 
schmackvoller, aber —was die Teller mit Portraits betrifft veralteter 
Arbeit. 
Reiche und brillante Färb ens calen für Porcellan- und Glas 
maler hatten C.A. Pfeil in Charlottenburg undE.Greiner, Vetter’s 
Sohn in Lauscha, Letzterer auch verschiedene Lüstre, eingesandt. 
China und Japan. Zu den Wundern dieser Länder gehört auch 
die Gleichheit ihrer Industrie, derselben beliebten Formen und Decora- 
tionen, so dass was von dem einen, auch von dem anderen gilt. Ls 
ist kaum möglich sie auseinander zu halten, und wenn auch die Aus 
stellung eines Landes Dinge brachte, die der des anderen fehlten, so 
ist deshalb nicht gesagt, dass letzteres sie nicht producirt. Wenn die 
Gesammtheit ihrer Thonfabrikate vom Occident weit überflügelt ist, so 
stellen sie doch unserer Technik Fragen, die zu Versuchen auffordern, 
aber nicht zu ernster Nachahmung. Ihr Porcellan ist weder so weiss 
noch so durchscheinend als das europäische, ihre Glasur ist grünlich, 
ihre Farben unter Glasur, das Blau, nicht so schön, ihr schwarzer Fond 
allerdings gleichmässig und sehr schön, ihre Muffelfarben sind weni 
ger rein, ihre Vergoldung sehr schlecht, und ihre Decoration, die wie 
ein ungezogenes Kind plötzlich abbricht und aus einer anderen Thon 
art zu schreien fortfährt, wahrlich nicht nachahmenswerte Des Studiums 
werth ist die Harmonie ihrer Farben, welcher man nicht sowohl bei 
einem scharfen Hinblick als bei einer blöden, übersichtlichen Ueber- 
schauung Gefallen abgewinnt; die Ruhe, die sie zwischen den feind 
lichsten Farben durch das Zwischenschieben weniger anders gefärbter 
Linien herzustellen weiss; nachahmungswerth ist die feine Beob 
achtungsgabe ihrer Fabrikanten, denen nichts misslingt, ohne 
dass sie es zu einem Reiz auszubilden und anszubeuten suchen; 
die in ihrem Lande und anderwärts Liebhaber finden, welche das 
grösste Interesse an allen Zufälligkeiten derPotterie nehmen, denen jede 
Sonderbarkeit, jede Spielerei willkommen ist; dann das Abfliessen der 
Glasuren, ihr Farbenwechsel, ihre grossen und kleinen Haarrisse, dm 
jedem deutschen Fabrikanten als eine Schande erscheinen, werden dort 
cultivirt und gesucht; lackirte Vasen, vergoldete angeklebte Henkel
	        
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