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Volltext: Wissenschaftliche Instrumente, Wiener Weltausstellung Heft 11

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Gruppe XIV. Wissenschaftliche Instrumente. 
4. Astronomische und geodätische Instrumente. 
Berichterstatter: Prof. Dr. Listing in Göttingen. 
Von astronomischen Instrumenten waren verschiedene Arten und 
zum Theil eigenthümlicher Construction auf der Ausstellung vorhanden, 
ln erster Linie sind zu erwähnen die von G. & S. Merz in München 
gelieferten Artikel, als: ein achromatisches Refractorobjectiv von 49 cm 
(volle 18 Pariser Zoll) Oeffnung und 7 m (21 *4 Fuss) Brennweite. Der Preis 
dieser Doppellinsen (42 000Rmk.) sowie der Name des Ausstellers geben 
die gegründetste Präsumption für die Vortrefflichkeit dieses technischen 
Kunstwerkes, an welchem Material, d. h. die Reinheit, Fehlerlosigkeit 
und Homogenität der beiden Bestandtheile, namentlich des Flintglases 
eine noch höhere Leistung darstellt, als die für ein abweichungsfreies 
Bild eines astronomischen Objectes erforderliche genaue Gestalt von vier 
sphärischen Flächen sammt ihrer Politur. Der Mangel eines dieser 
beiden Vorzüge macht den anderen werthlos, und während der zweite 
unter Umständen eine Remedur gestattet, ist der erste, wenn ungenü 
gend, absolut unverbesserlich. Für den letzten Fall hat vor 20 Jahren 
ein Refractor mit einer Objectivöffnung von 0'6 m (oder 2 engl. Fuss), 
in England verfertigt und in der Nähe von London aufgestellt, ein 
sprechendes Beispiel geliefert. Die ungenügende Qualität des in 
Birmingham erzeugten Flintglases in so ungewohnter Dimension benahm 
diesem colossalen Instrument allen Ruhm, den es sonst mit Recht bean 
spruchen durfte. Unseres Wissens sind bis jetzt die grössten Oeffnungen 
der Refractorobjective mit tadellosem Flintglas aus der Merz’sehen, 
vormals Utzschneider & Fraunhofer’schen Anstalt hervorgegangen. 
Ausser Berlin und Petersburg (Pulkowa) hat neuerdings Lissabon ein 
solches Objectiv ersten Ranges acquirirt, zu welchem die Montirung 
von Repsold in Hamburg geliefert worden. Das vorliegende Objectiv 
von nahe 0'5 m Oeffnung gestattet bequem eine ÖOOmalige Vergrösserung 
und für eine lOOOfache würde der pupillare Querschnitt des ins Auge 
gelangenden Lichtkegels immer noch einen Durchmesser von Yä mm 
besitzen, und pflegen diesen Instrumenten auch noch ganz kurze Oculare 
von 37 2 mm Brennweite zur Steigerung der Vergrösserung auf 2000 
beigegeben zu werden, deren Leistung sich freilich nur in seltenen, 
äusserst günstigen Fällen bethätigt. Sodann sind von Merz anzufüh 
ren die vorzüglichen spectroskopischen Apparate, der eine als Zubehör 
eines parallaktisch montirtenRefractors von 13 mm (5Zoll) Objectivöffnung, 
der andere ein Universal - Spectralapparat. Das Spectrum kann mit 
alienseinen scharf ansgeprägten Details am Fadenkreuz des Gesichtsfel 
des vorübergeführt werden. Die jetzt so beliebte directe Visur (vision 
directe) unter Anwendung entgegengesetzt gestellter Crown- und Flint-
	        
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