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Volltext: Musikalische Instrumente, Wiener Weltausstellung Heft 12

Section I. Tasteninstrumente. 571 
Abtheilung, sowie Wolf & Pley 1 in der französischen Abtheilung Exem 
plare präsentirten. 
Im 16. und 17. Jahrhundert, wo Gänsefedern, Fischbein, oder 
Metallstifte, Rabenfedern und Straussfedern zur Anfertigung der 
sogenannten Docken benutzt wurden; welche die Stelle unserer Clavier- 
hämmer vertraten, gab es aber schon viele „Transponirclavicymbel“, 
deren Einrichtung den im Transponiren eines Tonstückes Ungeübten 
zu Gute kam. Praetorius berichtet uns ebenso darüber aus jener 
alten Zeit, als wenn er eine unserer heutigen Transponirmechaniken 
von der besten Art gekannt hätte. 
Durch Schiebung des Claviers konnte man den sogenannten „Chor 
ton“ erhalten, den man um 1 Vs Töne höher intonirte, als den Kammer 
ton 1 ): ja man war sogar im Stande, das Clavier um zwei ganze Töne 
höher oder tiefer zu stellen, für welchen Zweck es nöthig war, mehr 
Saitenchöre als Tasten anzubringen, damit die äussersten Tasten nach 
der Vorrückung der Claviatur auch Saiten zum Anschlag für ihre 
Docken hatten. 
Die Construction geschah auf folgende Weise. Man fasste das 
ganze Clavier in einen viereckigen Rahmen, ohne natürlich die Saiten 
zu berühren , so dass man dasselbe unter den Docken hin- und her 
schieben konnte. Die Docken hatten ihre Einschnitte im inneren 
Siebe, um das Herunterfallen derselben zu vermeiden. Zwischen dem 
i) Zu den Zeiten des Praetorius war der Kammerton die höchste Stim 
mung, welche bei Tafel, in Privatconcerten, hei Lustbarkeiten etc. gewöhn 
lich gebraucht wurde. Dies sei, meint Praetorius, für die Bläser und 
Spieler auf Saiteninstrumenten am bequemsten gewesen. Der Chorton stand 
um einen ganzen Ton tiefer und es wurde derselbe zur Bequemlichkeit der 
Chorsänger allein in der Kirche angewendet. Vor den Zeiten des Prae 
torius ist jedoch der Chorton noch um einen ganzen Ton tiefer gewesen, 
wie dieser Schriftsteller an der Stimmung der alten Orgeln beweisen will. 
Von Jahr zu Jahr hatte man aber diese Stimmung etwas erhöht, und im 
siebenzehnten Jahrhundert gab es Musiker, welche diese Chorstimmung noch 
um einen halben Ton höher intonirt haben wollten. Diese Erhöhung der 
Chorstimmung nahm solchen Fortgang, dass schon in der ersten Hälfte des 
achtzehnten Jahrhunderts der Chorton noch um ein und einen halben Ton 
höher war, als der Kammerton. Um nun eine gewisse Uebereinstimmung 
in den verschiedenen Ländern zu erzielen, wollte der französische Akustiker 
Sauveur eine Stimmung festsetzen, nach welcher ein Ton als Normalton 
für die ganze Welt eingeführt werden sollte, der in einer Secunde 100 Vi 
brationen mache. Der Vorschlag wurde jedoch nicht allenthalben berück 
sichtigt, wie aus Mattheson’s forschendem Orchester P. 1. c. 4. § 10, S. 428 
hervorgeht, wo sich die Mittheilungen auf die Angabe der Historie de l’Aca- 
doniie Loyale de l’annöe stützen. Ist man doch heutzutage von einem Nor 
malton weit entfernt; denn Leipzig besitzt eine andere Stimmung als Dres 
den, Berlin, Wien, und in manchen anderen Städten finden kleine Abwei 
chungen statt, welche zum Nutzen der Künstler wohl vermieden werden 
könnten.
	        
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