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Section I. Tasteninstrumente.
wa y’ g zu danken, dessen Bekanntschaft mit den Theorien Helm holt z
ihn veranlasst, die genauesten Untersuchungen und akustischen lor-
sekungen anzustellen. Das Gesetz der consonirenden Obertöne ist ihm
maassgebend und man wird sicherlich kein Instrument finden, welches
etwa in Folge des zu starken Mitklingens von disharmonirenden Par
tialtönen das sogenannte grelle „Klimpern“ wahrnehmen Hesse. Selbst
beim aufrecht stehenden Pianoforte, dem Pianino, haben Stemway
& Söhne die von den Gesetzen der Akustik als schön bewiesene
Klangfarbe dadurch erreicht, dass der Eisenkörper mit dem Schrauben
apparate den Resonanzboden verhindert, Transversalschwingungen als
Ganzes zu machen, wohl aber denselben befähigt, den Stoss der durch
Hammerschlag erregten Saitenschwingung mit der nöthigen Wider
standskraft aufzunehmen und das Schwirren des ganzen Klangkörpers
sowie das Mitklingen der disharmonirenden Partialtöne zu beseitigen.
Die übersponnenen Basssaiten wurden von links nach rechts zu auf
einem hinter dem ersten liegenden höheren Resonanzbodenstege mit
telst des Uebereinanderlegens der Saiten gleichmässig vertheilt. Die
durch dieses System erreichten Vortheile waren von verschiedener Art.
Die Linie der Resonanzbodenstege wurde bedeutend verlängert und
grössere, bisher unthätig gewesene Flächen des Resonanzbodens in
Action gesetzt. Zwischen jedem Seitenchore war weit mehr Raum als
früher, wodurch die Klangwirkung der Saiten mächtiger und freier
aus dem Resonanzboden entwickelt werden konnte. Die Stege kamen
mehr in die Mitte des Bodens, von dessen eisenbedeckten Rändern ab,
weshalb sie auch den Klang der Saiten dem Resonanzboden besser ver
mittelten und zur Erzeugung einer grösseren Tonfülle wesentlich bei
trugen. Desgleichen gewann man für die Saiten eine grössere Länge
hei gleicher Grösse des Instrumentes.
Das Spreizsystem wurde viel wirksamer; denn die zweite schräge,
mit dem höchsten Bassehore parallel laufende Stange bildete mit der
dritten einen spitzen Winkel, der genau auf den Punkt trifft, wo dei
Bogen, welcher die Basssaiten trägt, einen natürlichen Stützpunkt hat.
Die Lage der mittleren und tieferen Saiten gegen die Richtung des
Hammerschlages hatte jene Art von Schwingungen zur Folge, welche
selbst der viel stärkeren Saite eine bisher nicht erzielte Weichheit und
Modulationsfähigkeit verlieh, bei im Ganzen viel mächtigerer Tonfülle.
Die Erfindung, Saiten über einander zu legen, ist allerdings eine
sehr alte. Schon vor der Erfindung des Hammerclaviers wurde in
den alten Clavichorden den Basssaiten eine um eine Octave höher
erklingende Saite hinzugefügt. Diese war auf einem Stege befestigt,
welcher unter den tieferen Saiten auf dem Resonanzboden lag. Ver
schiedene Versuche, das Uebereinanderlegen der Saiten nutzbar zu
machen, scheiterten aber dennoch, so dass selbst namhaite Schnftsteller
glaubten, die über einander liegenden'Saiten verwirrten gegenseitig