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Volltext: Metall-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 15

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Section I. Gold- und Silberarbeit, Juwelierarbeit. 
Cursus für Musterzeichnen für Damen ist eingerichtet. Das bisherige 
Gebäude bietet bei Weitem nicht die erforderlichen Räumlichkeiten 
und soll nach dem Plane der königlichen Regierung ein grossartiger 
Neubau an dessen Stelle treten, in welchem dann auch eine Classe für 
Emailmalerei Platz finden soll. 
Zur Fortbildung von Erwachsenen veranstaltet der seit einigen 
Jahren bestehende Kunstindustrieverein im Winter Vorträge auswärtiger 
Capacitäten über einschlagende Themata, welche sowohl von Damen als 
Herren zahlreich besucht werden. Unlängst veranlasste derselbe eine Aus 
stellung des Schmuckes, welchen Ihre königl. Hoheit, die Kronprinzessin 
von Deutschland, zum Tauffeste ihres jüngsten Kindes von Sr. königl. Ho 
heit, dem Kronprinzen von Italien, erhalten hat. Derselbe ist vom Herzog 
von Sermoneta gezeichnet und von Castellani in Rom gearbeitet. 
Von Zeit zu Zeit, etwa alle drei Jahre, werden Schülerarbeiten der Akade 
mie öffentlich ausgestellt und Preismedaillen an hervorragende Leistun 
gen vertheilt. 
Man ersieht daraus, dass auch hier das Streben nach künstleri 
scher Gestaltung der Waare unablässig gepflegt wird. Wenn trotz 
dem die Producte Hanaus den .künstlerisch gebildeten Geschmack nicht 
immer sympathisch berühren, so fällt der grössere Elieil der Schuld 
auf das kaufende Publicum, in welchem der Sinn für anerkannt Schönes 
noch ausserordentlich schwach entwickelt ist und bei welchem an Stelle 
des Geschmackes die tyrannische Mode tritt. So lange aber die Mode 
noch eine Macht ist, welcher sich der grösste Pheil der civilisirten W eit 
beugt und so lange die Anforderungen an künstlerischen Bau und 
Ausschmückung unserer Handelsartikel noch zu den Seltenheiten gehö 
ren, kann man dem Fabrikanten, von dem oft zahlreiche Arbeiter und 
ihre Familien mit ihrer Existenz abhängen, wohl nicht zumuthen, gegen 
den Strom zu schwimmen und in geläutertem Geschmack speculiren zu 
sollen. Bis in die neueste Zeit wären wohl alle solchen Bestrebungen 
erfolglos geblieben und hätten den Geschäftsmann nur ins Verderben 
geführt. 
Schwäbisch. - Gmünd verfertigte noch vor etwa 25 Jahren eine 
eigenthümliche Sorte von vergoldeten unechten Schmuck- und Galanterie- 
waaren, hauptsächlich aus Tomback und ähnlichen Legirungen, Gmün 
der Gold genannt, welche 1829 294 Meister mit 85 Gehilfen, 1S35 
aber, wo mehr echte, in 6- bis Skaratigem Golde ausgelührte V aaren 
verlangt wurden, 210 Meister mit 145 Gehilfen beschäftigten. Mit 
der Zeit steigerten sich aber die Ansprüche der Consumenten in Bezug 
auf schöne Form und Feingehalt und da die kleineren, capitalarmen 
Meister diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden konnten, so 
gerieth die Fabrikation mehr und mehr in Verfall. Nur einige mit
	        
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