Section II. Eisen- und Stahlwaaren.
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auf Material, auf Aussehen, wovon die Wiener Ausstellung zahlreiche Bt
lege vor Augen führte. Der geschlossene Herd wurde ursprünglich von
dem Hafner aus Steinen an Ort und Stelle aufgehaut, mit Benutzung der
aus einer Eisenhandlung bezogenen Eisentheile, wie Kochplatte, Brat
ofen, Thüren, Roste etc. Ein solcher Herd, richtig in den Zügen ange
legt, ist tadellos in seiner Wirkung, er fällt aber etwas gross und
plump aus. Der Natur der Sache nach ist er eigentlich ein Stück des
Hauses, zum mindesten so wie die schweren Thonöfen. Der moderne
Herd ist eine Schlosserarbeit, die Kochplatte fest verbunden mit den
vier Wänden, in dieselbe ebenso die Feuerung und der Bratofen etc.
fest eingelassen: der ganze Herd kommt fertig aus der Werkstatt und
ist transportabel. Um die Wärme im Inneren zusammenzuhalten und
die Küche vor Ueberhitzung zu schützen, werden alle senkrechten nach
aussen gehenden Wandungen, sowie die Bodenfläche mit Steinen oder
Thon bekleidet, das Feuer trifft das Metall nur da direct, wo eine
Koch Wirkung beabsichtigt ist. Die kleineren Familienherde werden
schon in der Werkstätte derartig ausgefüttert; in der Küche aufgestellt
und mit dem Rauchrohr verbunden, können sie sofort in Gebrauch ge
nommen werden. Die grösseren Herde sind zu schwer im Gewicht
und können deshalb erst an Ort und Stelle ausgemauert werden, ganz
grosse Restaurationsherde werden wohl auch in der Küche erst montirt.
Verschiedene Umstände wirkten zusammen, um die Fabrikation
der eisernen Herde so sehr zu verbreiten: ihre kleinen Dimensionen
(die nothwendigerweise sehr grosse Wandstärke bei den gemauerten
Herden vermehrt beträchtlich die Dimensionen), ihre Transportabilität
(viele Frauen gewöhnen sich an ihren Herd und möchten denselben
auch in einer anderen Wohnung benutzen; dazu kommt, dass an
manchen Orten, z. B. in Karlsruhe, der Kochherd Eigenthum des Mie-
thers ist und beim Wechseln der Wohnung stets von demselben mit
genommen wird; auch finden sich im ganzen Lande Baden in den
amtlichen Dienstwohnungen keine Kochherde vor), ferner ihr ge
fälliges Aussehen, die Annehmlichkeit, mit einem Feuer, wie bei
den besseren Anordnungen, alle Kochgeschäfte zugleich verrichten zu
können, endlich der nicht sehr hohe Preis (in Deutschland circa 40 bis
200 Mark für einen Familienherd, je nach der Grösse). Ausser diesen
die Verbreitung der Familienherde begünstigenden Umständen war
auch die Entwickelung des Gasthofs- und Restaurationswesens der Her
stellung eiserner Herde sehr förderlich, die allein bei den naturgemäss
grossen Dimensionen compact, dauerhaft, von allen Seiten leicht zu
gänglich, mit allen erforderlichen Bequemlichkeiten versehen, gebaut
werden können. Da wo die Transportfähigkeit eine wichtige Frage
bildet, wie im Lande Baden, fand die Fabrikation der eisernen Herde
einen besonderen Impuls und ist sie darum hier zu einer ausserordent
lichen Entwickelung gelangt. Baden und das benachbarte V ürttem-