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Gruppe III. Chemische Industrie.
erhöhung statt, die gewiss mehr als 60° beträgt. Unter diesem Druck
abgekühlt condensirt sich der Dampf zu Flüssigkeit. Nähere Angaben
über die Druck- und Temperatur Verhältnisse des Aetherdampfes in der
Lismaschine konnten nicht gefunden werden. Die Basis für die Berechnung
der theoretischen Leistungsiähigkeit der Maschine ist übrigens die gleiche
wie bei der später zu besprechenden Luftmaschine, für welche die
erforderlichen Daten vorigen; es kann deshalb auf letztere verwiesen
werden. Aus der bekannten Grösse von 90 Wärmeeinheiten für die
latente Wärme des Aetherdampfes kann abgeleitet werden, wie viel
Aether für eine bestimmte Menge Eis theoretisch verdunstet werden
muss.
Ersatz des Aethyläthers durch Methyläther. Der Methyl
äther, die durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Methylalkohol oder
Holzgeist gebildete, dem durch Einwirkung von Schwefelsäure auf
Weingeist erzeugten gewöhnlichen Aether homologe Verbindung, unter
scheidet sich von diesem durch viel grössere Flüchtigkeit. Der Methyl
äther ist bei gewöhnlicher Temperatur und gewöhnlichem Atmosphären
druck gasförmig und lässt sich nur durch starke Abkühlung oder
Zusammendrückung zu einer Flüssigkeit verdichten. Diese siedet unter
dem Druck einer Atmosphäre schon bei — 21° 0. Tellier in Paris
hat diese Substanz als Kälte erzeugendes Mittel in einer Eismaschine
benutzt, die im Uebrigen constructiv genau der zuvor beschriebenen
Aethermaschine entspricht!). Der Unterschied in der Wirkung ist nur
darin zu suchen, dass man eine viel niedrigere Temperatur hersteilen
kann und dass im Innern des ganzen Maschinencomplexes stets ein
starker Ueberdruck herrscht, so dass der Dampf das Bestreben hat, an
den Dichtungen herauszutreten und der Luft der Eintritt damit ver
weint bleibt; auch kann die Luftpumpe von viel kleineren Dimensionen
sein, da sie dichteren Dampf zieht und comprimirt, wodurch die Arbeits
verluste der Kolbenreibung beträchtlich vermindert werden. Wird
übrigens in Wirklichkeit bei grösseren Temperaturdifferenzen wie in
der gewöhnlichen Aethermaschine gearbeitet, so muss der Motor eine
grössere Arbeit aufwenden, wie sich aus der Theorie der Luftmaschine
ergiebt. Für gleiche Temperaturen bei der Verdampfung und Ver
dichtung ist der theoretische Nutzeffect beider Maschinen der gleiche.—
Tellier hält von dem Methyläther immer eine hinreichende Menge in
gusseisernen Gefässen, die einen Druck von 10 Atmosphären auslmlten
können, vorräthig; öffnet man einen Hahn, so entströmt das Gas, die
Flüssigkeit kühlt sich ab, und indem man das Gefäss in Wasser stellt,
kann man dieses bald zum Gefrieren bringen. Der Aether geht dabei’
Engineering 1871, 179; Dingl. pol. J. CC1II, 191; Pol. Centralbl.
1872, 38.