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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Künstliche Erzeugung von Kälte und Eis. 
thümlich ist noch hervorzuheben, dass das im Kessel verdampfte Ammo 
niak zuerst in einen Cylinder mit Kolben tretend die Triebkraft zur Bewe 
gung der Pumpen liefern soll, worauf nunmehr die Absorption stattfindet. 
Luftpumpen - Sehwefelsäuremaschine von Edm. Carre 
in Moislains. Wir haben noch einer eigenthümlichen von dem 
Bruder des früher genannten E. Carre erfundenen, gleichfalls in die 
Kategorie der Absorptionsapparate gehörenden Eismaschine Erwähnung 
zu thun, die bis jetzt nur gewissermaassen als Modell für den Hand- oder 
Hausgebrauch ausgeführt worden ist und zuerst auf der’ Pariser Aus 
stellung 1867 bekannt wurde; in Wien producirte sich dieselbe gleichfalls. 
Im Princip beruht dieselbe auf der Abkühlung und dem Gefrieren des 
Wassers durch eigene Verdunstung im luftleeren Kaum, dem bekannten 
Leslie’schen Versuch. Edm. Carre hat seinen Apparat in der folgenden 
Weise angeordnet. Ein cylindrisches aus Blei mit einem Zusatz von 
5 p.C. Antimon bestehendes Gefäss ist zur Hälfte mit concentrirter 
Schwefelsäure gefüllt, die durch einen Rührer von aussen in Bewegung 
gehalten werden kann. Mit dem oberen leeren Kaum des Gefässes ist 
einerseits eine Luftpumpe verbunden, andererseits eine aufsteigende 
Röhre, welche einen Hahn enthält und ein wenig umgebogen ist, so 
dass sich in das Ende eine mit Wasser gefüllte Flasche stecken lässt, 
als Dichtung dient ein Gummiring. Alle Verschlüsse sind sorgfältig 
hergestellt, um der äusseren Luft jeden Zutritt zu versperren. Kommt 
die Luftpumpe in Thätigkeit, so zieht sie die gesammte Luft aus dem 
verbundenen Apparat; das Wasser verdunstet und wird von der Schwefel 
säure absorbirt. Nach einiger Zeit bildet sich eine Eiskruste, die immer 
mehr anwächst, bis zuletzt der Inhalt der zur Hälfte gefüllten Flasche 
ganz gefroren ist. In 45 Minuten vermochte der Verfasser 340 g Eis 
zu bilden, wobei 60 g Wasser verdunsteten. Die Zeit für eine Operation 
nimmt zu, wenn die Schwefelsäure heiss und verdünnter wird. Mittelst 
1 !/ g 1 concentrirter Schwefelsäure kann man 12 Flaschen Eis zu 340 g 
hersteilen, die Zeit bei der letzten Flasche dauert zwei Stunden und 
werden 75 g Wasser absorbirt. Die Schwefelsäure hat dann im Ganzen 
Yä ihres Gewichtes Wasser aufgenommen und besitzt 1'6 Vol.-Gew. 
Die Kosten für eine Flasche Eis betragen etwa 10 Pfennige, wenn man 
von weiterer Verwendung der Schwefelsäure absieht. Der Apparat 
hat in dieser Form ausschliesslich den Zweck, die sogenannte Carafe 
frappee herzustellen, d. h. das Trinkwasser durch Eis zu kühleD. Für den 
Hausgebrauch hält der Verfasser die Maschine nicht empfehlenswerth, da 
die geringste Menge eintretender Luft dieselbe ausser Thätigkeit setzt und 
ein genügender Verschluss sich nur schwierig auffinden lässt; auch ist die 
concentrirte Schwefelsäure im Hause misslich zu verwenden '). Neuerdings 
i) Bad. Gewerbz. 1868, 153; vergl. auch Compt. rend. LXIV, 897; und 
Dingl. pol. J. CV, 77 und 417.
	        
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