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Gruppe III. Chemische Industrie.
von der Wandfiäche ab. Den Raum zwischen den Doppelwänden in
mehrere Abtheilungen zu trennen, die abwechselnd leer bleiben und
mit einem schlechten Wärmeleiter gefüllt werden, wie zuweilen em
pfohlen wird, ist durchaus irrationell, kostspieliger und weniger wirk
sam wie eine durchaus gefüllte breite Abtheilung, da Luft, wenn
auch an sich der schlechteste Wärmeleiter, doch sobald sie sich in
einem Raume frei bewegen kann, in Folge der Temperaturdifferenz die
Wärme von einer wärmeren auf eine kältere Wandfläche ziemlich rasch
überträgt. — Es wird zuweilen empfohlen und auch praktisch ver
sucht, eine schlechte Eisgrube dadurch zu verbessern, dass man einige
Säcke Salz auf das Eis wirft. Yerfasser hat nachgewiesen 1 ), dass dies
ein sehr irrationelles Verfahren ist, indem es, wenn sich auch für das
Gefühl der Eindruck der Kälte st eigert, doch nur ausser dem Salz verbrauch
auch noch einen besonderen Aufwand an Eis verursacht, da in Folge
der eintretenden grösseren Temperaturdifferenz der Zufluss von Wärme
in die Grube beschleunigt wird.
Die Aufbewahrung des Eises ist nun nicht nur im Grossen von
Wichtigkeit, um dasselbe, nachdem es die kalte Jahreszeit geliefert, in
der warmen dem Consum übergeben zu können, sondern auch im
Kleinen, im Haushalt, um mit demselben die gewünschten Wirkungen
zu erzielen. Die Speisen sollen kalt gestellt und damit vor dem Ver
derben geschützt, das Eis soll auch direct zum Kühlen benutzt werden.
Man wendet zu dem Zwecke geschlossene Kasten an, die man Eis
schränke nennt, oder Eiskisten, wenn sie allein zur Aufnahme des Eises
dienen sollen. Die Theorie derselben ist von dem Verfasser 2 ) ein
gehend entwickelt worden. Die Eisschränke stellen einen Schrank mit
doppelter Wandung dar, Zwischenraum mit Spreu oder Häcksel aus
gefüllt, das Innere mit Zinkblech sorgfältig ausgefüttert. Häufig ist
der Abstand der Doppelwände viel zu gering. Nach den Erfahrungen
des Verfassers sollte man nicht unter 10 cm ganze Breite der Doppel
wand herabgehen, wenn man das Eis vor raschem Schmelzen schützen
und eine möglichst niedrige Temperatur (4° C.) im Innern des Schrankes
halten will. Auch ist es zweckmässiger, statt wie in der Regel in
einer seitlichen Abtheilung bis zum Boden, das Eis in das ganze obere
Drittel des Behälters einzulegen, so dass die unteren zwei Drittel für
die Speisen u. s. w. bleiben; man richtet dann die ganze Deckelplatte zum
Oeffnen ein. In diesem Balle kann man das Eis stets leicht in Stücken
herausnehmen und wird der ganze untere Raum gleichmässig kalt
erhalten, während bei seitlicher Füllung, wenn das Eis bereits nieder
geschmolzen ist, nur der untere Theil des Kastens bis zur Höhe des
Eises stark gekühlt wird.
J ) Bad. Gewerbez. 1868, 74. 2 ) Bad. Gewerbez. 1868, 65 und 1869
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