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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Chlor, Brom, Jod, Fluor. 
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Das mitgetheilte Verfahren der Regeneration der Manganrück- 
stände hat noch einen Mangel. Es wird nämlich ein Theil der aufge 
wendeten Salzsäure dazu verbraucht, den Kalk des Calcrammanganits 
zu sättigen und beide, Kalk und Salzsäure, muss der Fabrikant zumeist 
als fast vollkommen werthloses Chlorcalcium weglaufen lassen. Um 
diesen Uebelstand zu umgehen, hat Weldon eine Modification seines 
Verfahrens ausgearbeitet, welche gestattet, von dem m der Salzsaure 
vorhandenen Chlor bis 62 p. C. als freies Chlor zu erhalten, während 
nur wenig Chlorcalcium als Nebenproduct gewonnen wird. Er erreicht 
dies dadurch, dass er zur Zersetzung der Manganlauge nicht Kalk, 
sondern Magnesia anwendet. In dieser Modification nimmt der Wel- 
don-Process folgende Gestalt an: Die von der Chlorentwickelung aus 
Magnesiummanganit, dem Braunsteinregenerationsproduct des Processes, 
herstammende Lauge, in welcher Magnesiumchlorid und Mangan- 
chlorür enthalten sind, wird anfangs in einer Schale, zuletzt in einer 
Art Muffel verdampft, während fortwährend Luft hindurchgeleitet wird. 
Gegen Ende des Abdampfens entwickelt sich aus dem Magnesium 
chlorid unter dem Einflüsse des Wassers Salzsäure, welche condensirt 
wird. Nachdem die Lauge zu einer bestimmten Consistenz verdampft 
ist knickt man die Salze auf einen Herd, auf welchem sie unter 
Ueberleitcn von Luft geröstet werden. Hierbei tritt mit Luft verdünntes 
Chlor auf, welches in einem Thurm an Kalkmilch gebunden wird, und 
Magnesiummanganit bleibt zurück. Letzteres wird zur Entwickelung 
von Chlor aus Salzsäure benutzt und macht hierauf als Manganchlorur 
und Chlormagnesium denselben Process durch. Die gegen Ende des 
Abdampfens der Lauge auftretende Salzsäure ist gerade hinreichend, 
um aus der Chlorkalklösung, in welche das verdünnte, vom Kosten des 
Abdampfrückstandes herrührende Chlor verwandelt worden ist concen- 
trirtes Chlor zu entwickeln. Hiernach geht nur derjenige Theil der 
Salzsäure verloren, welcher zur Zersetzung des unterchlorigsauren 
Kalkes verbraucht wird, während 62 p. C. des Gesammtchlors, welches 
als Salzsäure in den Process eingeht, als freies Chlor gewonnen wird 
Es ist auf diese Weise möglich, 1000 Kg Chlorkalk mit der aus 700 Kg 
Kochsalz gewonnenen Salzsäure darzustellen. Die Magnesia und das 
Manganoxyd werden nicht verbraucht, sondern spielen nur die Rolle 
von Sauerstoffüberträgern der Salzsäure gegenüber. 
Chlorbereitung nach Deacou. Ist es Weldon gelungen, m 
einem fortlaufenden Process Chlor aus Salzsäure darzustellen, ohne (wenig 
stens in der Theorie) mehr als einmal natürlichen Braunstein zur An 
wendung zu bringen, so ist das Problem, mit Umgehung aller Neben- 
producte Salzsäure in freies Chlor zu verwandeln, m noch viel voll 
ständigerer Weise durch Deacon gelöst worden. 
Schon Vorjahren ist der Vorschlag gemacht worden, die bekannte 
Eigenschaft des Kupferchlorids, beim Erhitzen in Chlor und Kupfer-
	        
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