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Gruppe III. Chemische Industrie.
Glasgow kommen. Die eine der dort arbeitenden Fabriken (W. Pa-
terson) stellte im Jahre 1867 allein 112 000 Pfund hiervon dar i)
In Frankreich wurden im Jahre 1867 55 600 Kg gewonnen, also etwas
weniger als in England.
Aus Chilisalpeter wurden im Jahre 1868 in Tarapaca täglich
40 Kg (Balard), entsprechend einer Jahresproduction von 290 bis
300 Ctnr., gewonnen. Dieses Quantum mag sich indessen noch bedeu
tend reduciren, wenn man bedenkt, dass Sticht 2 ) in einer Probe
chilenischen Jods nur 50 p. C. Jod fand.
ln den Methoden der Jodgewinnung hat sich trotz mancherlei
Vorschlägen, dieselben zu verbessern, wesentlich nicht viel geändert.
In dem Berichte zur Londoner Ausstellung 1862 beschreibt A. W.
Hofmann das damals mit Eifer aufgenommene, auch von der Jury
prämirte Verfahren der Ausnutzung der Tange von Stanford, wel
ches darin besteht, dass man die Fucusarten destillirt und sowohl die
hierbei auftretenden Destillationsproducte als die zurückbleibende Kohle
mit ihren Aschenbestandtheilen zugute macht. Nach diesem Verfahren
wurden aus 20 000 Ctrn. Tang 12 860 1 Brenzöle, 31 000 cbm Leucht
gas und 26 Ctr. Jod neben anderen weniger wichtigen Producten
gewonnen 3 ). Allein trotz des günstigen Prognostik'ons, welches Fach
kenner dieser Methode bei ihrem Bekanntwerden glaubten stellen zu
dürfen, hat sich dieselbe augenscheinlich in der Praxis nur wenig be
währt. Die Klippe, an welcher das Verfahren gescheitert ist, war der
schwierige und kostspielige Transport der Algen, in denen bei geringem
Gehalt an festen Stoffen immer eine bedeutende Menge von Wasser
befördert werden musste. Zwar hat Moride *) versucht, jene Methode
zu verbessern, indem er vorschlug, die Tange mittelst tragbarer Oefen
am Fundorte zu rösten, um ihr Gewicht zu vermindern, allein man hat
seitdem nichts weiter von der Destillation der Tange und aus deren
Kohle dargestelltem Jod gehört.
Die Methode der Gewinnung des Jods aus den Kelpmutterlaugen
ist dieselbe, längst bekannte geblieben, es ist daher über sie kein Wort
zu verlieren. Neue \ erfahrungsarten, welche vorgeschlagen worden
sind, haben nichts in der Darstellungsweise ändern können. Von die
sen zum Vorschlag gekommenen Methoden sei die von Lauroy er
wähnt 6 ). Derselbe sättigt die Mutterlauge des Varec mit Salzsäure,
entfernt den dadurch entstehenden Niederschlag und leitet in die klare
Flüssigkeit salpetrige Säure und Untersalpetersäure. Dadurch wird
Jod gefällt, während die gleichzeitig vorhandenen Bromide nicht zer
setzt werden.
’) Deutsch Iadustr. - Ztg. 1867, 8. *) Sticht, Wagn. Jahresher.
1869, 221. 3) Wa gn Jahresber. 1864, 186 (aus Journal de chim. mädic.).
4 ) Moride, Compt rend. LXII, 1002; Monit. scientif. 1866, 445. 5 ) Lau
roy, Monit. scientif. 1868, 1042.