MAK

Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

176 
Gruppe III. Chemische Industrie. 
produoirt wurde, und fand sofort die Laboratoriumsversuche in der 
Art bestätigt, dass eine viel geringere Quantität Salpetersäure für die 
selbe Menge Schwefelsäure nöthig war. Beobachtet man ausserdem 
noch die Vorsichtsmaassregel, dass man, wenn durch ein Versehen das 
Volumgewicht der Kammersäure gefallen ist, dasselbe durch Zusatz 
von Schwefelsäurehydrat wieder auf 1’7 Volumgewicht erhöht, so lässt 
sich dadurch ein geringerer Verbrauch von 1 Kg Salpetersäure für 
100 Kg Schwefel erzielen. 
In den Chemical News 1 ) ist der Vorschlag P. W. Hofmann’s 
von Gibbins, Peter Spence u. A. eingehend erörtert, 'dasVerfahren 
auch in deutschen chemischen Fabriken bereits versuchsweise eingeführt 
worden. 
Winkler 2 ) veröffentlichte 1867 interessante Untersuchungen über 
die chemischen Vorgänge in den Gay-Lussac’schen Condensations- 
apparaten der Schwefelsäurefabriken. Es resultiren aus seinen Ver 
suchen folgende Hauptsätze: 
„a. Stickoxydgas wird nicht von Schwefelsäurehydrat absorbirt. 
b. Die Vereinigung von Schwefelsäurehydrat mit salpetriger Säure 
erfolgt lebhaft und unter Wärmeentwickelung; die Verbindung ist eine 
innige, chemische, welche auch durch bedeutende Temperaturerhöhung 
nicht gelöst, dagegen aber durch Zutritt von Wasser augenblicklich 
aufgehoben wird. Es tritt diese Verbindung bei der Schwefelsäure 
fabrikation in festem Zustande in den sogenannten Bleikammerkrystallen 
auf; in gelöster flüssiger Form findet sie sich in der aus den Coaks- 
thürmen des Gay-Lussac’schen Condensationsapparates abfliessenden 
Schwefelsäure. Stickoxydgas und Sauerstoff vereinigen sich bei gleich 
zeitiger Gegenwart von Schwefelsäurehydrat nicht wie gewöhnlich zu 
Untersalpetersäure, sondern sie bilden salpetrige Säure auch bei Sauer 
stoffüberschuss. 
c. Untersalpetersäure ist im flüssigen wie gasförmigen Zustande 
mit Schwefelsäurehydrat verbindbar, doch ist die Vereinigung, falls sie 
überhaupt chemischer Natur sein sollte, eine sehr lose. Durch Er 
hitzung wird dieselbe völlig aufgehoben und es entweicht hierbei die 
Untersalpetersäure entweder im unveränderten Zustande, oder sie zer 
legt sich in salpetrige Säure, welche mit der Schwefelsäure in chemische 
Verbindung tritt, und in Sauerstoffgas, welches entweicht. Die Art der 
Zersetzung ist vom Concentrationsgrade der angewendeten Schwefel 
säure abhängig. 
d. Schwefelsäure und Salpetersäure scheinen nur mechanische Ge 
mische zu bilden, welche bei der Erhitzung in entweichende Salpeter 
säure, Sauerstoffgas und in nitrose Schwefelsäure zerfallen. 
p Chem. News 1870, 106, 132, 141, 164, 189, 200, 212, 224. 
ler in dem Seite 154 citirten Werke. 
2 ) Wink-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.