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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Fabrikation der Schwefelsäure. 
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welche von einem Deckel im Abstande von 30 cm überdacht waren und 
bestimmte das Quantum Schwefelsäure, welches sich in derselben Zeit in 
den verschiedenen Gefässen gebildet hatte. Smith hat wahrscheinlich Gase 
aus der Kammer aspirirt und darin die Schwefelsäure bestimmt. Es 
versteht sich von selbst, dass auch dann, wenn die Schwefelsäure sich 
überall gleichmässig bildet, die von unten gezogenen Proben dennoch 
eine grössere Quantität Schwefelsäure zeigen müssen, da die oben ge 
bildete Schwefelsäure abwärts fällt. Smith scheint daher in diesem 
Falle aus seinen Untersuchungen nicht den richtigen Schluss gezogen 
zu haben. Aus der für den gleichen Cubikinkalt ziemlich gleichmässigen 
Schwefelsäureproduction in verschiedener Höhe der Bleikammer schloss 
Hasenclever, dass innerhalb gewisser Grenzen diejenige Kammer die 
beste sei, welche für einen Cubikmeter Inhalt am wenigsten Quadratmeter 
Blei gebrauche. 
Die Bleikammer, welche Hasen clever zuletzt in der chemischen 
Fabrik Rhenania bei Stolberg aufführte, hat 10 m Höhe, 10 m Breite 
und 40 m Länge; erfordert also per cbm Inhalt 0'45 qm Blei. Bei 
fast allen früheren Kammerbauten wurde mehr Blei verbraucht Q. 
Berechnung der producirten Schwefelsäure. Ueber den 
Gehalt der wässerigen Schwefelsäure existiren in den chemischen Fabri 
ken verschiedene mehr oder weniger von einander abweichende Tabellen. 
In den neuesten Lehrbüchern von Graham-Otto, Wagner, Bolley 
(Schwarzenberg) und Anderen haben die Angaben von Bineau als 
die richtigsten Eingang gefunden. In vielen Schwefelsäurefabriken 
rechnet man dagegen immer noch nach den älteren Angaben von Vau- 
quelin, d’Arcet, Dalton und Ure. Bei Aufstellung der letzteren 
Tabellen wird angenommen, dass die Schwefelsäure des Handels von 
66 °B. nicht reines Hydrat sei, sondern bei einem Volumgewicht von D830 
etwa 6 bis 7 p. 0. Wasser mehr als H 2 S0 4 enthalte. In neuester Zeit 
!) Im Anschluss an die Mittheilungen des Hrn. Verfassers über den Pro- 
cess in der Bleikammer, erwähnen wir noch des neuerdings von H. Sprengel 
gemachten Vorschlags (Engl. Patent Nro. 3189, 1873), die Kammer statt mit 
Wasserdampf mit \V ass er s t aub zu speisen. DasWasser wird imlnnern 
der Kammer durch Einblasen von Luft oder von Wasserdampf durch einen 
Wasserstrahl in einen Staubregen verwandelt. Der Apparat, mit welchem 
dieses Zerstäuben des Wassers bewerkstelligt wird, basirt auf dem Princip, 
welches dem auch in der Medicin angewendeten „Pulrensateur“ oder dem 
„Rafraichisseur“ der Parfümeure (in England unter dem Namen „ Atomiser“ 
bekannt) zu Grunde liegt. Der Vortheil, welchen die Einführung „pulve- 
risirten“ Wassers bietet, ist zunächst eine Ersparniss von Brennmaterial. 
Laut Berichten, welche dem Herausgeber zu Ohren gekommen sind, wäre die 
Einführung von Wasserstaub bereits in mehreren Fabriken mit Vortheil an 
gewendet worden. — Für diejenigen Fabriken, welche sich des Glover’- 
schen Thurmes bedienen, ist diese Neuerung von geringerer Bedeutung. 
[A. W. H.] 
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