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Gruppe III. Chemische Industrie.
Weise zu einer starken Corrosion des Bleies Veranlassung. Seitdem
man an der Stelle, wo das Dampfrohr in die Säure taucht, eine nach
oben sich öffnende Bleiglocke von etwas grösserem Durchmesser als
der des Dampfrohres an letzteres angelöthet hat, ist dem erwähnten
Uebelstande vollkommen abgeholfen. Die äussere Bleiwand der Glocke
ist auch jetzt noch mit einer dünnen feuchten Staubschicht bekleidet,
die aber nicht mehr durch Dampf erwärmt wird.
Die Dampfconcentration hat sich in den letzten Jahren vielfach
Eingang verschafft. Es verflachtet sich wegen der niedrigen Tempe
ratur bei der Dampfconcentration keine Schwefelsäure; auch hat das
Verfahren noch den grossen Vortheil der Reinlichkeit, des sehr geringen
Kohleverbrauchs und einer wesentlichen Verminderung des Arbeitslohns.
Auch die heissen Gase der Kiesöfen werden vielfach zum Ein-
dampfen der Schwefelsäure benutzt. In diesem Falle stellt man Blei
pfannen auf oder hinter die Kiesbrenner, oder man leitet die schweflige
Säure aus den Oefen in einen mit hart gebrannten Ziegelsteinen ausge
füllten Bleithurm. Die Anlage von Pfannen auf den Oefen hat den
Uebelstand, dass wenn die Pfannen undicht werden, die auslaufende
Säure den Ofen ruiuirt. Es ist in der That mehrfach vorgekommen,
dass bei derartiger Construction die Schwefelsäurefabrikation bereits
nach Jahresfrist eingestellt und der Kiesofen ganz neu aufgebaut werden
musste. Vortheilhafter dst es, die Pfannen hinter dem Ofen aufzustellen
und gleich einen zweiten Canal zu construiren, welcher den Ofen mit
der Kammer in Verbindung setzt, so dass auch für den Fall, dass
Reparaturen an den Pfannen nothweiidig werden, die Schwefelsäure
fabrikation unbehindert fortbetrieben werden kann.
Eine weit bessere Verwerthung der heissen schwefligen Säure für
die Zwecke der Concentration findet im Glover’schen Thurm statt,
welcher in England zuerst eingeführt und von Lunge 1 ) ausführlich
beschrieben worden ist. Der sogenannte Gl ov er'sehe Thurm besteht
aus einem Bleikasten von etwa 4 bis 8 m Höhe und etwa 6 bis 10 qm
Grundfläche. Derselbe ist zur Conservirung desBleies an den Innenwänden
mit einer Steinschicht ausgefüttert und im Innern mit groben Sandstein-
biocken oder Ziegelsteinen angefüllt. Diese Materialien müssen so
gewählt werden, dass sie der Einwirkung von heisser Schwefelsäure
zu widerstehen vermögen. Während unten in den Thurm die heissen
Gase der Röstöfen eintreten, werden dieselben oben im abgekühlten
Zustande wieder abgeführt und direct in die Bleikammer geleitet.
Oben wird beständig Schwefelsäure von 1'5 Vol.-Gew. (entweder für
sich allein oder gleichzeitig mit nitroser Säure vom Gay-Lussac’schen
Absorptionsapparate) aufgegeben; dieselbe vertheilt sich in dem Thurme,
kommt mit der heissen schwefligen Säure in Berührung und fliesst mit
Lunge, Dingl. pol. J. CCI, 341.