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Gruppe III. Chemische Industrie.
Scheurer-Kestner die Verluste genauer und theilt mit, dass in Thann
während dreier Perioden genaue Erfahrungen gesammelt wurden. Man
fand, dass sich von 1854 bis 1856, in welchem Zeitraum die Schwefel
säure einen geringen Gehalt von schwefliger Säure enthielt, auf die
Tonne Schwefelsäure von 1'84 Vol.-Gew. 1'92 g Platin auflöste. Von
1856 bis 1862 enthielt die Kammersäure salpetrige Säure, während
dieser Periode wurde auf die Tonne Schwefelsäure von 1'8 Vol.-Gew.
2-52 g Platin gelöst. Von 1862 bis 1866 löste sich auf das gleiche
Gewicht berechnet bei einem Gehalte an schwefliger Säure in der
Kammersäure 1'05 g Platin.
Die chemische Fabrik in Hautmont (im Nord-Departement von
Frankreich) kaufte im Jahre 1865 einen Platinapparat von 150 1 Inhalt
im Gewichte von 28 548 g. Im Jahre 1870 wurde der Apparat in
Paris reparirt, wobei 7891 g Platin verbraucht, aber 6275 g altes
Platin in Abzug gebracht wurden, das Gewicht des Apparates also
durch Hinzufügung von 1616 g auf 30164 g gestiegen war. Ende 1873
wog der Apparat 28 452 g. Der Verlust hatte also 1712 g betragen.
Während des neun Jahre dauernden Betriebes wurden 6796 Tonnen
Schwefelsäure von 1'8 Vol.-Gew. in dem Apparat dargestellt; für die
Tonne Schwefelsäure stellte sich also der Platinverlust auf 0 - 252 g.
Der Apparat kostete, das Kg zul050Frcs., 30 588'40 Frcs. Die Repa
ratur im Jahre 1870 kostete 3 439'95 Fres., in Summa 34 028'35 Frcs.
Der gebrauchte Apparat wurde mit 810 Frcs. pr. Kg verkauft —
23 046T2 Frcs. Die Ausgabe betrug also in Summa 34 028'35 —
23 046 12 Frcs. = 10 982'23 Frcs., oder pr. 1000 Kg Schwefelsäure
von 1'8 Vol.-Gew. 1 616 Frcs. oder 1'29 Mark.
Wollte die chemische Fabrik Rhenania ihre beiden Platinapparate,
wovon der eine erst vor einigen Jahren angeschafft wurde, der andere
mehrfach reparirt jetzt 21 Jahr im Gebrauch ist, zum Preise von
810 Frcs. pr. Kg verkaufen, so würde sich die Rechnung so stellen,
dass für 1000 Kg Schwefelsäure von P8 Vol.-Gew. 0'972 Platin consu-
mirt wurden und die Ausgaben an Platinverfbhleiss für 1000 Kg Säure
1'96 Mark betragen !). In der Regel war die in Hautmont und Stolberg
*) Zu der Frage, welche Methode des Abdampfens die billigere sei, geht
dem Herausgeber während des Druckes von Hin. P. W. Hofmann in Wocklum
folgende Notiz zu: In Dieuze, wo täglich 2 500 Kg Schwefelsäure von 66° B. in
Glasgefässen concentrirt werden, stellen sich die Ausgaben für 1000 Kg wie folgt:
Steinkohlen 200 Kg 4 Rmk.
Arbeitslohn 3 „
Bruch an Ballons 1 „
Beobachtet man bei der Concentration die Vorsichtsmaassregel, dass man nach
sechs Wochen sämmtliche Conceutrationsballons, ob sie beschädigt sind oder
nicht, durch neue ersetzt, so kann man den Bruch fast gänzlich vermeiden,
und die Ausgaben für Concentrationsballons auf circa 75 Pf. reduciren.
[A. W. H]