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Salpetersäure und ihre Salze.
liefern, in der Praxis aber entweder zu umständlich sind oder bei nicht
genügender Sorgfalt leicht Anlass zu grossen Irrthümern geben können.
Die Anwendung des Kaliumsalpeters in der Fabrikation des Schiess
pulvers und der salpetersauren Salze in der Feuerwerkerei sind bekannt.
In neuerer Zeit ist der Chilisalpeter nach dem schon 1858 von Knowles J )
gemachten Vorschlag durch H argreaves 2 ), Heaton 3 ) und Bessemer 4 )
in die Stahlfabrikation zum Entkohlen des Gusseisens eingeführt worden
und hat nach derBeurtheilung von Schinz 5 ) und Grüner 6 ) günstige
Resultate ergeben. R. Wagner 7 ) macht auf die Anwendbarkeit des
Chilisalpeters in der Metallurgie des Kupfers und Nickels aufmerksam
zur Wegnahme des Schwefels aus den Concentrationssteinen und des
Arsens aus der Nickelspeise. —
Salpetersäure. In der Industrie wendet man ausschliesslich
Chilisalpeter und englische Schwefelsäure zur Darstellung der Salpeter
säure an, und es ist wohl noch keiner der zahlreichen Vorschläge,
Salpetersäure auf andere Weise zu fabriciren, im Grossen ausgeführt
worden. Das Verhältniss der Schwefelsäure zum Chilisalpeter ist nicht
in allen Fabriken gleich, einige gebrauchen nur wenig mehr Schwefel
säure als dem Chilisalpeter äquivalent ist, während andere auf 1 Aeq.
Chilisalpeter bis zu l 3 / 4 Aeq. Schwefelsäure anwenden; in ersterem
Falle ist das zurückbleibende Sulfat sehr dickflüssig und muss nach
dem Erkalten in Stücken aus dem Apparat gezogen werden, während
in dem zweiten Falle das gebildete Bisulfat den Schmelzpunkt des
Rückstands so erniedrigt, dass er leicht in flüssigem Zustand durch
Ablassen entfernt werden kann.
Die Concentration der Schwefelsäure richtet sich nach der Stärke
der darzustellenden Salpetersäure, in den meisten Fällen nimmt man
Schwefelsäure von P718 Vol.-Gew. (60° B.), wie sie durch Eindampfen
in Bleipfannen erhalten wird; erfahrungsmässig schäumt alsdann die
Mischung am wenigsten, so dass die Zersetzungsapparate ziemlich hoch
angefüllt werden können. Die mittlere Concentration dex so erhaltenen
Salpetersäure variirt nach der Menge der gebrauchten Schwefelsäure
und der angewendeten Temperatur, in der Regel schwankt sie zwischen
1-38 bis 1-41 Vol.-Gew. (40 bis 42« B.). Zur Darstellung der schwächeren
Säure verdünnt man diese Säure mit Wasser, das man gewöhnlich schon
vorher in die Condensationsgefässe bringt. Für stärkere Salpetersäuie
1) Knowles, Rep. f. Pat. Inv. 1858, 239; Dingl. pol. J. CXLIX 317;
Wagn. Jahresber. 1858, 14. 2 ) Hargreaves, Mech. Mag. 1868,11, 30;
Dingl. pol. J. CLXXXVII, 480; Wagn. Jahresber. 1868, 84. ) Heaton,
Dingl. pol. J. CLXXXVI, 489; Wagn. Jahresber. 1868, 87 ) Bessemer,
Pract. Mech. J. 1868, 143; Dingl. pol. J. OXC, 32; Wagn. Jahresber. 1868, 8 ,
6 ) Schinz, Dingl. pol. J. CXCV, 126; Wagn. Jahresber. 1870 70.
«) L. Grüner, Compt. rend. LXX, 521; Wagn. Jahresber. 1870, 70.
7 ) R. Wagner, Wagn. Jahresber. 1870, 116, 151.