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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Salpetersäure und ihre Salze. 
liefern, in der Praxis aber entweder zu umständlich sind oder bei nicht 
genügender Sorgfalt leicht Anlass zu grossen Irrthümern geben können. 
Die Anwendung des Kaliumsalpeters in der Fabrikation des Schiess 
pulvers und der salpetersauren Salze in der Feuerwerkerei sind bekannt. 
In neuerer Zeit ist der Chilisalpeter nach dem schon 1858 von Knowles J ) 
gemachten Vorschlag durch H argreaves 2 ), Heaton 3 ) und Bessemer 4 ) 
in die Stahlfabrikation zum Entkohlen des Gusseisens eingeführt worden 
und hat nach derBeurtheilung von Schinz 5 ) und Grüner 6 ) günstige 
Resultate ergeben. R. Wagner 7 ) macht auf die Anwendbarkeit des 
Chilisalpeters in der Metallurgie des Kupfers und Nickels aufmerksam 
zur Wegnahme des Schwefels aus den Concentrationssteinen und des 
Arsens aus der Nickelspeise. — 
Salpetersäure. In der Industrie wendet man ausschliesslich 
Chilisalpeter und englische Schwefelsäure zur Darstellung der Salpeter 
säure an, und es ist wohl noch keiner der zahlreichen Vorschläge, 
Salpetersäure auf andere Weise zu fabriciren, im Grossen ausgeführt 
worden. Das Verhältniss der Schwefelsäure zum Chilisalpeter ist nicht 
in allen Fabriken gleich, einige gebrauchen nur wenig mehr Schwefel 
säure als dem Chilisalpeter äquivalent ist, während andere auf 1 Aeq. 
Chilisalpeter bis zu l 3 / 4 Aeq. Schwefelsäure anwenden; in ersterem 
Falle ist das zurückbleibende Sulfat sehr dickflüssig und muss nach 
dem Erkalten in Stücken aus dem Apparat gezogen werden, während 
in dem zweiten Falle das gebildete Bisulfat den Schmelzpunkt des 
Rückstands so erniedrigt, dass er leicht in flüssigem Zustand durch 
Ablassen entfernt werden kann. 
Die Concentration der Schwefelsäure richtet sich nach der Stärke 
der darzustellenden Salpetersäure, in den meisten Fällen nimmt man 
Schwefelsäure von P718 Vol.-Gew. (60° B.), wie sie durch Eindampfen 
in Bleipfannen erhalten wird; erfahrungsmässig schäumt alsdann die 
Mischung am wenigsten, so dass die Zersetzungsapparate ziemlich hoch 
angefüllt werden können. Die mittlere Concentration dex so erhaltenen 
Salpetersäure variirt nach der Menge der gebrauchten Schwefelsäure 
und der angewendeten Temperatur, in der Regel schwankt sie zwischen 
1-38 bis 1-41 Vol.-Gew. (40 bis 42« B.). Zur Darstellung der schwächeren 
Säure verdünnt man diese Säure mit Wasser, das man gewöhnlich schon 
vorher in die Condensationsgefässe bringt. Für stärkere Salpetersäuie 
1) Knowles, Rep. f. Pat. Inv. 1858, 239; Dingl. pol. J. CXLIX 317; 
Wagn. Jahresber. 1858, 14. 2 ) Hargreaves, Mech. Mag. 1868,11, 30; 
Dingl. pol. J. CLXXXVII, 480; Wagn. Jahresber. 1868, 84. ) Heaton, 
Dingl. pol. J. CLXXXVI, 489; Wagn. Jahresber. 1868, 87 ) Bessemer, 
Pract. Mech. J. 1868, 143; Dingl. pol. J. OXC, 32; Wagn. Jahresber. 1868, 8 , 
6 ) Schinz, Dingl. pol. J. CXCV, 126; Wagn. Jahresber. 1870 70. 
«) L. Grüner, Compt. rend. LXX, 521; Wagn. Jahresber. 1870, 70. 
7 ) R. Wagner, Wagn. Jahresber. 1870, 116, 151.
	        
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