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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Kohlenstoff, Graphit. 
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reiche Classe von Mineralien; Verbindungen, die oft ganze Gebirge 
ausmachen. Bei der Beschreibung derjenigen, welche von gewerb 
licher Bedeutung sind, wird auch die Benutzung der Kohlensäure, 
wenn sie daraus technisch abgeschieden wird, Erwähnung finden. 
An dieser Stelle betrachten wir ausser dem Kohlenstoff selbst die 
Verbindungen des Kohlenstoffs mit den im Vorhergegangenen abgehan 
delten Elementen Schwefel und Stickstoff, den Schwefelkohlenstoff 
und das Cyan. Streng genommen müssten auch die Brennmaterialien 
besprochen werden, allein aus den bereits angeführten Gründen ver 
zichten wir hier auf diese Besprechung, ebenso auf die des Diamanten, 
dessen Bedeutung auf einem ganz anderen Gebiete als dem hier e- 
trachteten liegt, und behandeln hier nur den _ 
Graphit In Bezug auf die allotropische Modrfication des Kohlenstoffs, 
welche uns hier interessirt, den Graphit, hat lange Zeit hindurch eine 
grosse mineralogische Unsicherheit geherrscht, die in Folge von Ver 
wechselungen Veranlassung zu den verschiedensten Namen gegeben hat, 
von welchen einige heute noch gebräuchlich sind. Die Namen Reissblei, 
Plumbago, deuten darauf hin, dass man den Graphit für bleihaltig 
ansah; Verwechselung mit Molybdänglanz gab ihm den Namen Was- 
SGrl)l61 * 
Der Graphit kommt in krystallinischen Gesteinen vor, besonders 
im Gneis, Glimmerschiefer, Urkalkstein, auch im Granit und Thon 
schiefer. Er bildet in Lagern und Gängen abgerundete Massen, ist 
auch schieferig oder säulenförmig gesondert. Berühmte Fundorte sin 
in England Borrowdale undKeswick in Cumberland. Die dortigen Minen 
sind jetzt allerdings fast erschöpft; im sechszehnten und siebenzehnten 
Jahrhundert warfen sie aber bei einer Arbeitszeit von nur 1 /„ Monaten 
im Jahre nicht selten einen jährlichen Reingewinn von h 40 000 
ab Es wurde dort nur während sechs Wochen im Jahre und unter 
Beobachtung aller nur denkbaren Vorsichtsmaassregeln gearbeitet, weil 
einst, wie berichtet wird, , die Bergleute aus Raubgier sich in den Besitz 
der Minen gesetzt hatten, welche ihnen erst nach Aufbietung betrach 
hoher militairischer Streitkräfte wieder entrissen werden konnten. 
In Deutschland und Oesterreich kommt der Graphit bei Passau (wo ei 
Dagl oder Tachel genannt wird), bei Schwarzbach ) und Mugrau in 
Böhmen, an mehreren Orten Mährens, Niederösterreichs und der Steier 
mark vor. Russland besitzt in Sibirien ausgedehnte Graphitlagei, so 
•am Jenisei und besonders in den Batougal-Bergen Südsibiriens wo sie 
im Jahre 1847 von einem unternehmenden Franzosen, rn. i el ’ 
entdeckt wurden. Ausgezeichnet ist das Vorkommen des Graphits au 
der Insel Ceylon. 
i) Das dem Kirsten Schwarzenberg gehörende Graphitwerk Schwarz 
bach produeirt jährlich 180 000 Centner.
	        
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