Kohlenstoff, Graphit.
249
reiche Classe von Mineralien; Verbindungen, die oft ganze Gebirge
ausmachen. Bei der Beschreibung derjenigen, welche von gewerb
licher Bedeutung sind, wird auch die Benutzung der Kohlensäure,
wenn sie daraus technisch abgeschieden wird, Erwähnung finden.
An dieser Stelle betrachten wir ausser dem Kohlenstoff selbst die
Verbindungen des Kohlenstoffs mit den im Vorhergegangenen abgehan
delten Elementen Schwefel und Stickstoff, den Schwefelkohlenstoff
und das Cyan. Streng genommen müssten auch die Brennmaterialien
besprochen werden, allein aus den bereits angeführten Gründen ver
zichten wir hier auf diese Besprechung, ebenso auf die des Diamanten,
dessen Bedeutung auf einem ganz anderen Gebiete als dem hier e-
trachteten liegt, und behandeln hier nur den _
Graphit In Bezug auf die allotropische Modrfication des Kohlenstoffs,
welche uns hier interessirt, den Graphit, hat lange Zeit hindurch eine
grosse mineralogische Unsicherheit geherrscht, die in Folge von Ver
wechselungen Veranlassung zu den verschiedensten Namen gegeben hat,
von welchen einige heute noch gebräuchlich sind. Die Namen Reissblei,
Plumbago, deuten darauf hin, dass man den Graphit für bleihaltig
ansah; Verwechselung mit Molybdänglanz gab ihm den Namen Was-
SGrl)l61 *
Der Graphit kommt in krystallinischen Gesteinen vor, besonders
im Gneis, Glimmerschiefer, Urkalkstein, auch im Granit und Thon
schiefer. Er bildet in Lagern und Gängen abgerundete Massen, ist
auch schieferig oder säulenförmig gesondert. Berühmte Fundorte sin
in England Borrowdale undKeswick in Cumberland. Die dortigen Minen
sind jetzt allerdings fast erschöpft; im sechszehnten und siebenzehnten
Jahrhundert warfen sie aber bei einer Arbeitszeit von nur 1 /„ Monaten
im Jahre nicht selten einen jährlichen Reingewinn von h 40 000
ab Es wurde dort nur während sechs Wochen im Jahre und unter
Beobachtung aller nur denkbaren Vorsichtsmaassregeln gearbeitet, weil
einst, wie berichtet wird, , die Bergleute aus Raubgier sich in den Besitz
der Minen gesetzt hatten, welche ihnen erst nach Aufbietung betrach
hoher militairischer Streitkräfte wieder entrissen werden konnten.
In Deutschland und Oesterreich kommt der Graphit bei Passau (wo ei
Dagl oder Tachel genannt wird), bei Schwarzbach ) und Mugrau in
Böhmen, an mehreren Orten Mährens, Niederösterreichs und der Steier
mark vor. Russland besitzt in Sibirien ausgedehnte Graphitlagei, so
•am Jenisei und besonders in den Batougal-Bergen Südsibiriens wo sie
im Jahre 1847 von einem unternehmenden Franzosen, rn. i el ’
entdeckt wurden. Ausgezeichnet ist das Vorkommen des Graphits au
der Insel Ceylon.
i) Das dem Kirsten Schwarzenberg gehörende Graphitwerk Schwarz
bach produeirt jährlich 180 000 Centner.