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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Cyanverbindungen. 
Schwefelwasserstoff auf nassem Wege (durch in Wasser suspendirtes 
Eisenoxydhydrat) gereinigt werden könnte. Das ammoniakalische 
Wasser würde dann nachher Ferrocyanammon gelöst und grosse Mengen 
Schwefeleisen suspendirt enthalten. 
Wie gegenwärtig die industriellen Verhältnisse hegen, ist also 
allerdings die Steinkohle unter den Rohmaterialien für Darstellung der 
Cyan Verbindungen aufzuführen. Es ist aber schwer nachzuweisen, dass 
das auf diesem Wege dargestellte Blutlaugensalz einen bedeutenden 
Theil der gegenwärtigen Production ausmacht, Uebrigens wird noch 
.durch einen anderen Industriezweig der Stickstoff der Steinkohlen für 
die Fabrikation von Blutlaugensalz nutzbar gemacht und letzteres auf 
diesem neuen, höchst originellen Wege, wenn auch in geringer Menge, 
fabrikmässig gewonnen. 
Die Firma Andrae & Grüneberg in Stettin hatte Blutlougen- 
salz „aus dem Stickstoff der Steinkohle“ ausgestellt, welches sie (bereits 
seit einer Reihe von Jahren) als Nebenproduct der Potaschefabrikation ge 
winnt. Es ist schon lange beobachtet, dass die nach dem Leblaiic’schen 
Process dargestellte Rohsoda reichlich Cyanverbindungen enthält; das 
vor vielen Jahren ertheilte Patent, aus den Mutterlaugen durch Erkalten 
das Ferrocyannatrium abzuscheiden, ist aber nie praktisch verweithet 
worden, weil die leichte Eöslichkeit dieser Verbindung zu geringe Aus 
heute gab, im Vergleich zu den Kosten, welche das Abkühlen der 
Sodalaugen verursachte. Deshalb geschieht es, dass die Cjanverbin 
düngen in den rothen Mutterlaugen Zurückbleiben und dort bei ( ei 
Verarbeitung auf kaustische Soda durch Oxydation mittelst Salpeter 
die Veranlassung zu der eigenthümlichen, häufig beobachteten Graphit 
bildung geben. Die nach demselben Verfahren dargestellte Kalischmelze 
liefert jedoch Laugen, welche die Abscheidung des gebildeten Ferro- 
eyankaliums, da es schwer löslich ist, möglich machen und auf 
diese Weise eine Ansammlung des Blutlaugensalzes gestatten. 1 • 
Rudolf Grüneberg in Stettin hat zuerst dies Nebenproduct abge 
schieden, andere Fabrikanten künstlicher Potasche gewinnen es jetzt 
ebenfalls, haben jedoch zuweilen eine so geringe Cyanbildung beob 
achtet, dass die Abscheidung nicht lohnend wird. Angeblich rührt 
diese Verschiedenheit von der Beschaffenheit der Steinkohle her, die 
zu der Mischung mit Sulfat und Kalk verwendet wird *). 
Wenngleich, nun auch eine epochemachende Aenderung in der 
Darstellung der Cyan Verbindungen nicht festzustellen ist, so sind doch 
mannichfaltige Vorschläge zur Verwerthung von Stickstoff haltenden 
i) Auch die kalihaltige Kohle, welche durch Eindampfen der bei der 
Spiritusfabrikation aus Zuckermelasse erhaltenen Schlempe gewonnen und auf 
Potasche weiter verarbeitet wird, enthält bedeutende Mengen Cyanka mm 
(entstanden aus dem im Syrup enthaltenen Ammoniak und aus dem Stickstoff 
gehalt der Hefe), dessen Abscheidung resp. Verwerthung ebenfalls von einigen 
Fabrikanten versucht worden ist.
	        
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