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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Fuchs 1 ) meint, das Wasserglas gehe mit dem Calciumcarbonat eine 
schwache moleculare Verbindung ein, zumal ähnliche Doppelverbindun 
gen im Mineralreich Vorkommen; der Cancrinit z. B. sei eine Doppel 
verbindung von Nephelin (Thonerdesilicat) mit kohlensaurem Kalk. 
Wasser nimmt aus der mit Wasserglas erhärteten Kreide keine bemer- 
kenswerthe Menge von Kaliumcarbonat auf. 
Dolomit übertrifft den Kalkstein noch hinsichtlich der bindenden 
Kraft. Calciumphosphat (Kuochenerde) giebt mit Wasserglas eine sehr 
compacte Masse, ohne dass eine chemische Einwirkung dabei statt hat. 
Wird Wasserglas mit Aetzkalk oder gelöschtem Kalk vermischt, so 
kommt es schnell zum Gerinnen und trocknet dann langsam zu einer 
ziemlich harten Masse aus. Hierbei bildet sich Calciumsilicat und 
Kali wird ausgeschieden. Quarz zeigt keine Adhäsionsneigung zum 
Wasserglas. Nur wenn das Quarzpulver vorher mit etwas an der Luft 
zerfallenem Kalk gemengt und hierauf mit Wasserglas imprägnirt wird, 
erhält man eine harte Masse. Gebrannter Thon und gebrannte Por- 
cellanerde erhärten nicht stark mit Wasserglas, während damit impräg- 
nirte poröse Gegenstände von gebranntem Thon sehr fest werden. 
Zinkoxyd und Magnesia besitzen eine starke bindende Kraft. Es findet 
hierbei eine chemische Einwirkung dieser Körper auf das Wasserglas 
statt, indem sich die Kieselerde mit einem Antheil Kali, mit der Mag 
nesia oder dem Zinkoxyd verbindet und zugleich etwas Kaliumcarbönat 
gebildet wird. Das Product der Einwirkung des Ziakoxyds widersteht 
dem Wasser vollkommen. Es ist nützlich einen Zuschlag davon zu 
weniger gut bindenden Massen zu machen. Wie die Magnesia, so ist 
auch die Magnesia alba ein vorzügliches Bindemittel. 
Wird Gyps mit Wasserglas zusammengei’ieben, so geräth er sofort 
ins Stocken; beim Austrocknen wittern grosse Mengen von Kalium 
oder Natriumsulfat aus, und nach dem Trocknen ist die Masse 
kaum fester als gewöhnlicher Gyps. Hieraus geht hervor, dass aus 
Gyps gefertigte Gegenstände mit Wasserglas nicht imprägnirt werden 
können, indem es wegen des Stockens in dieselben nicht eindringen 
kann. 
Aus diesen Eigenschaften des Wasserglases ergiebt sich eine Reihe 
nützlicher Verwendungen desselben. 
Es dient zur Herstellung von Kitt für Steine, Glas, Porcell^n 
und dergl. Schwartze -) empfiehlt einen sehr hart werdenden 
Kitt aus Braunstein und Zinkweiss mit Wasserglaslösung angemacht. 
R. B ö 11 g e r 3 ) beschreibt die Bereitung farbiger, rasch erhärtender 
Kitte. Es ist 33grädige Natriumwasserglaslösung mit feiner Schlemm- 
1 ) v. Puchs a. a. 0. 2 ) Schwartze, Leipziger Blätter für Gewerbe, 
I, 132; Wagn. Jahresber. 1866, 648. 3 ) Böttger, Jahresber. des phy- 
sikal. Vereins in Frankf. a. M. 1868/1869, 80; Wagn. Jahresber. 1870, 684.
	        
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