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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
1 arbstoffe denselben den Farbstoff zu entziehen und mit adjeetiven 
Farben nach vorhergegangener Beizung sich ebenso zu färben, wie es 
die textile Faser thut; die Färbungen sind mindestens ebenso be 
ständig, wie die der vegetabilischen Faser (der Baumwolle). Besonders 
leicht vereinigen sich die Anilinfarbstoffe mit der Kieselsäure. Gut 
ausgewaschenes Kieselsäurepulver färbt sich in Lösungen von Anilin 
farben bald intensiv und behält die Färbung auch beim Waschen mit 
Wasser. Erst kochendes Wasser oder starker Weingeist vermag die 
halbe zu entfernen. Es lassen sich so durch Färben von amorpher 
Kieselsäure mit Anilinfarben sehr schön gefärbte Pulver darstellen, 
welche sich wohl zu Anstrich- und Tapetendruckfarben eignen. 
Wichtiger noch als diese Anwendung ist die Benutzung der Kie 
selsäure in der Färberei. Auf Faserstoffen, besonders auf Baumwolle, 
welche die substantiven Farbstoffe nicht direct ohne Vorbereitung 
aufnehmen, lassen sich diese und zumal die Anilinfarben mit Hilfe der 
Kieselsäure leicht fixiren. Ein blosses Durchziehen durch eine Auf 
lösung von Wasserglas genügt, der Baumwolle farbenanziehende 
Eigenschaften zu geben. Noch besser treten diese hervor, wenn man das 
Wasserglas in der Faser zersetzt, indem man die mit der Silicatlösung 
getränkte Baumwolle in verdünnte Säure taucht, so dass die Faser sich 
mit einem Niederschlag von Kieselsäure bedeckt. Wäscht man dann 
gut aus und taucht die Baumwolle in die P arbstofflösung, so färbt sie 
sich lebhaft und frisch und, was ausserordentlich wichtig für die tech 
nische Anwendung ist, auch echter; die P'arben widerstehen Alkalien 
und Seifenlösungen besser, als es bei Anwendung der vielfachen ande- 
ien Beizmittel, namentlich des bei der Baumwolle meistens benutzten 
Mordants, des Tannins, der Fall ist. 
Die Kraft der Kieselsäure, Farbstoffe anzuziehen und festzuhalten, 
ist auch in der Wollfärberei von grossem Nutzen. Die Wolle ist — 
entgegengesetzt ihrem Verhalten gegen die übrigen Anilinfarbstoffe — 
nicht im Stande, das Anilingrün aufzunehmen. Eine Passage durch 
Wasserglas, Färben mit lauwarmer Anilingrünlösung und Durchziehen 
durch eine Säure führt hier leicht zu dem gewünschten Ziele. 
Auch mit adjeetiven Farben kann nach den Versuchen W. 
Reimann’s die Kieselsäure gefärbt werden, da sie die verschiedenen 
Mordants, wie essigsaure Thonerde, essigsaures Eisenoxyd, ganz in der 
selben Weise aufnimmt, wie die vegetabilische Faser. 
Dass es die Kieselsäure ist, welche die Farben fixirt und nicht 
etwa geringe fremde Beimengungen, zumal Alkali — denn auch alka 
lische Beizung vermag die Anilinfarben auf der Baumwolle zu fixiren — 
hat W. ßeimann dadurch bewiesen, dass er alle auf Kieselsäure er 
haltenen Färbungen auch auf Glas hervorgebracht hat, welches mit 
P lusssäure angeätzt war. Hier ist die Möglichkeit, dass freies Alkali 
zugegen sei, ausgeschlossen. Ist die Farbenanziehung der Kieselsäure
	        
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