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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Bor und seine Verbindungen. 
Das krystallisirte Bor, dessen Grundform ein quadratisches Prisma 
ist," zeigt je nach den verschiedenen Beimengungen verschiedene, 
granatrothe, gelbe bis wasserhelle Farben. Es besitzt Glanz und Licht 
brechungsvermögen in sehr hohem Grade und kann in dieser Beziehung 
nur mit dem Diamant verglichen werden. Die Borkrystalle ritzen den 
Corund und orientalischen Rubin, welche dem Diamant in der Härte 
am nächsten stehen, mit Leichtigkeit, und selbst geschliffener Diamant 
wird bei dem Zerdrücken der Borkrystalle schwach angegriffen. 
Die merkwürdigen an die des Diamanten erinnernden Eigenschaf 
ten des krystallisirten Bors schienen zu der Erwartung zu berechtigen, 
dass die Technik sich alsbald eines so schätzbaren Materials bemächtigen 
werde. Diese Erwartung ist jedoch bis jetzt nicht in Erfüllung ge 
gangen. 
Das Studium des elementaren Bors, zumal der amorphen Modifi- 
cation hat zu einigen Ergebnissen geführt, welche, obwohl bis jetzt 
eines industriellen Interesses entbehrend, gleichwohl Erwähnung ver 
dienen, weil sie den Speculationen über die Bildung der technisch 
wichtigen Borsäure zu Hilfe zu kommen scheinen. 
Bei dem Erhitzen von amorphem Bor in der Luft entsteht neben 
Borsäureanhydrid Stickstoff hör. Diese Verwandtschaft des Bors zum 
Stickstoff ist sehr bemerkenswerth; sie ist so gross, dass das Bor einer 
Reihe von Stickstoffverbindungen den Stickstoff entzieht, sö z. B. dem 
Ammoniak, Stickoxyd etc. Der Borstickstoff ist gegen Säuren und Alkalien 
sehr beständig und wird erst bei Rothgluth durch Wasserdampf in 
Borsäure und Ammoniak zerlegt. 
Auch gegen Schwefelwaserstoff verhält sich das amorphe Bor 
ähnlich wie gegen Ammoniak; es entzieht dem Schwefelwasserstoff 
schon bei gelindem Anwärmen den Schwefel, indem es sich damit zu 
Schwefelbor verbindet, welche letztere Verbindung in dem Gasstrom 
des gleichzeitig in Freiheit gesetzten Wasserstoffs theilweise sublimirt. 
Das Schwefelbor wird, wenn es mit Wasser zusammen kommt, sofort 
in Borsäure und Schwefelwasserstoff zersetzt. 
Borsäure. Von den technisch wichtigen Borverbindungen ist zu 
nächst die Borsäure, 1I : . B 0 ;J , zu erwähnen. 
Dieselbe findet sich fertiggebildet, wenn auch nur in geringer 
Menge in gewissen, dem Inneren der Erde entströmenden vulcanischen 
Dämpfen, welche, wenn sie vor ihrem Austritt in die Atmosphäre 
durch Wasser streichen, die Borsäure theilweise an letzteres abgeben 
und so das Entstehen verdünnter Borsäurelösungen veranlassen. 
Solchen Ursprungs sind die Borsäure-Lagoni der toscanischen Maremma; 
ähnliche Emanationen hat man neuerdings in Californien, haupt 
sächlich in dem Districte Nevada beobachtet. Das zuerst erwähnte 
Vorkommen ist von besonderer Wichtigkeit, insofern Toscana während 
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