Bor und seine Verbindungen.
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Borax und dauert fort, bis die Temperatur der Flüssigkeit bis auf
56° C. gesunken ist. Bei weiterer Abkühlung scheidet sich nur der
gewöhnliche, d. h. zehnfach gewässerte Borax ah. Nach mehrstündigem
Kochen der Lösung soll sich bei dem nachherigen Erkalten eine gros
sere Quantität von octaedrischem Borax ausscheiden, seihst wenn die
Temperatur etwas unter 56" C. sinkt. Zu der Fabrikation von ge
wöhnlichem oder prismatischem Borax stellt man sich verdünnteie
Lösungen von nur 20 bis 22" B. dar, lässt ebenfalls so langsam als
möglich erkalten und sammelt die Krystallisationen, welche fallen,
bevor die Flüssigkeit sich bis auf 27« C. abgekühlt hat; hei niederer
Temperatur scheidet sich der Borax meist etwas gefärbt aus. Es
resultirt hierbei nur das zehnfach gewässerte Salz. Eine möglichst
langsame Abkühlung ist zur Erzielung grosser Krystalle unumgänglich
nothwendig, auch bekommen die Krystalle im anderen Falle leicht
Bisse, zerbröckeln und springen beim Gebrauch zum Löthen. Nach
Schwarzenberg 1 ) sollen grosse Krystalle nur dann erhalten werden,
wenn die Boraxlösung etwas mehr Alkali enthält, als der Zusammen
setzung des Borax entspricht, weshalb man bei dem Umkrysta lisiren
dieses Salzes 5 p\C„ nach anderen Angaben 12 p.C. vom Gewichte des
selben an krystallisirter Soda hinzusetzt, wodurch zugleich in der un
reinen Verbindung etwa vorhandene alkalische Erden entfernt werden.
Die Darstellung von Borax aus Borsäure ist eine ungemein ein
fache Operation, so lange man es mit reiner Borsäure zu thun hat; man
braucht zu dem Ende nur kohlensaures Natrium und Borsaure zusammen
in den durch die Zusammensetzung des Borax gegebenen Gewichtsver-
hältnissen in heissem Wasser aufzulösen, bis die Lösung die erforder
liche Concentration erlangt hat, und bei dem darauf folgenden Krystal-
lisirenlassen die oben angegebenen Vorsichtsmaassregeln zu beobachten.
Allein die rohe Borsäure des Handels ist weit davon entfernt, ein
chemisch reines Präparat zu sein, sie enthält noch namhafte Mengen von
Sulfaten des Ammoniaks (8 p.C. und mehr) des Magnesiums, Calciums,
Natriums, zuweilen auch Chloride dieser Metalle etc. Diese unreine Saure
wurde früher ausschliesslich auf nassem Wege durch Behandlung mit
Soda in Borax umgewandelt. Das Verfahren, w ®| c hes man anwendete, ist fol
gendes: 100 Thle. Borsäure erfordern 110 bis 120 Thle. krystalhsi
Soda oder deren Aequivalent calcinirter Soda; man lost erst die Soda au
und trägt alsdann die Borsäure in Portionen von etwa 10 Pfd. ein Die
Einwirkung geschieht in einem Apparate, welcher gestattet, das mi
freiwerdenden Kohlensäure aus den Ammoniaksalzen dei iol
säure durch Soda gleichzeitig entwickelte Ammoniak in ein zweites
mit Salzsäure oder Schwefelsäure gefülltes Gefäss zu leiten, uro es a s
i) Philipp Schwarzenberg: Die Borsäure; Bolley’s Technologie,
11 d. II, Gr. I, 61.