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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

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Die Borsäurefabrikation in Toscana. 
und mit zu wenig Contact das Lagonenwasser passiren und dabei 
nichts mehr an letzteres abgeben. Dabei ist freilich auch nicht 
aus dem Auge zu verlieren, dass die Dämpfe schon an und für sich 
nur höchst geringe Mengen (nach Schmidt 0'1 p. C.) Borsäure in 
Dampfform enthalten. Das in den Dämpfen vorkommende Ammoniak 
verhält sich, wie in Travale ausgeführte Versuche zeigten, ähn 
lich; auch dieses nimmt nach einiger Zeit in dem Lagonenwasser 
nicht mehr wesentlich zu. Dass eine niedere Temperatur die Absorp 
tion der Borsäure und des Ammoniaks begünstigt, dürfte den Betriebs 
erfahrungen nach kaum zu bezweifeln sein. Um zu sehen, ob eine 
möglichste Vertheilung der Dampfblasen eine grössere Absorption ver 
anlassen würde, liess Dr.Schwärzenberg einen Soffione nicht direct, 
sondern durch eine Röhre mit vielen kleinen Löchern in das Lagone- 
wasser austreten, einen anderen durch einen Cokethurm passiren, 
aber der Gehalt der resultirenden Lösung war nicht nennenswerth 
höher. Allerdings gehören die Soffionen Travales schon an und für 
sich zu den ärmsten. 
Das theuerste Betriebsmaterial der toseanischen Borsäurefabri 
kation ist unstreitig das Bleiblech, von dem Tausende von Centnern 
in den bis zu 125 m langen Pfannen stecken. Um diese Ausgabe 
wenigstens theilweise zu umgehen, hat Dr. Schwarzenberg auf den 
Lagonen von Travale Bassins mit Röhrenheizung einrichten lassen, 
welche die erste Hälfte des Abdampfens übernehmen, eine Einrichtung, 
die sich daselbst bewährt hat. Am wünschen swerthesten wäre es, wenn 
man die Borsäure ausfällen und damit das Abdampfen ganz umgehen 
könnte, allein zu diesem Zweck in Travale wiederholt mit Kalk vor 
genommene Versuche scheiterten immer an der zu grossen Löslichkeit 
des Calciumborats. Man wird also vorläufig nach wie vor die Unmas 
sen Wassers verdampfen müssen. 
Nebenproducte. Der einzige neben der Borsäure in den Sof- 
fionendämpfen auftretende, nicht werthlose Körper ist das Ammoniak. 
Dieses ist in den Dämpfen wahrscheinlich als Einfachschwefel 
ammoniumenthalten, was meines WissensL. Meyer zuerst gefunden und 
in seinem nicht gedruckten Bericht an Dr. Schwarzenberg (1871) 
mitgetheilt hat. Er liess nämlich zu Travale Soffionen durch Schwefel 
säure streichen; dieselbe wurde nach einiger Zeit neutialisiit, ohne 
dass dabei irgend ein nennenswerth er Niederschlag von Schwefel 
entstanden wäre. Der Verfasser hat diesen Versuch mehrfach 
wiederholt und viele Pfunde schwefelsauren Ammoniums auf diese 
Weise dargestellt. Das so erhaltene Ammoniumsulfat enthielt kaum 
eine Spur Borsäure, woraus sich schliessen lässt, dass die An 
wesenheit von Schwefelsäure oder Ammoniumsulfat in dem Lagonen 
wasser die Absorption der Borsäure nicht begünstigt. Das Ammoniak 
der Soffionen- und Lagonenwasser findet sich grossentheils in der
	        
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