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Gruppe III. Chemische Industrie.
in gewöhnlichen Sauerstoff zurückverwandeln. Das Beispiel des
Bariumsuperoxyds macht dies in der folgenden Gleichung klar:
0 3 + BaOg = 2 0 2 4- BaO.
Kork- und Kautschukverbindungen sollten deshalb für Ozonapparate
ihrer Oxydirbarkeit wegen nicht verwendet werden. Auch der elektri
sche Funke übt die nämliche Ozon zerstörende Wirkung aus. Als bestes
Mittel zur Ozonherstellung ist deshalb die geräuschlose Entladung
in mit Sauerstoff gefüllten Inductionsröhren mit Hilfe eines Ruhm- !
kor ff’sehen Apparates zu empfehlen. Die grösste Contraction, welche
Andrews und Tait in so behandeltem Sauerstoff beobachteten, belief
sich auf 7, 2 . Dies entspricht nach dem Gesagten einer Umwandlung
von einem Viertel des angewandten Sauerstoffs in Ozon.
Ein derartiges Instrument einfacher Construction ist von Werner
Siemens ') im Jahre 1857 beschrieben worden. Vermeintlichen neuen
Erfindern (namentlich Houzeau) gegenüber hat Brodie 2 ) vor Kurzem
die Rechte dieses ausgezeichneten Physikers hervorgehoben. Eine wenig
zerbrechliche Form gab Wills 3 ) dem Instrument und in dieser Abän
derung haben englische Mechaniker, Tisley und Spiller 4 ), dasselbe
kürzlich in den Handel gebracht. Es hat den Vortheil, durch hindurch-
fliessendes Wasser gekühlt werden zu können. Da Siemens die An
wendung möglichst dünner Glasröhren empfahl, so bleibt noch zu
erproben, ob die solidere Form nicht eine Verringerung der Ozonmenge
im Gefolge hat.
Siemens’ Instrument besteht im Wesentlichen aus zwei concen- '
trischen Glasröhren mit Stanniolbelegung der inneren Röhre an der inne
ren, der äusseren an der äusseren Wand. Die innere Röhre ist am
einen Ende geschlossen und so in die äussere Röhre eingeschmolzen,
dass ein Zwischenraum zwischen ihnen bleibt. Die äussere Röhre ist
an einem Ende zu einem dünnen Ansatzrohr ausgezogen; ein ähnliches
ist am anderen Ende angelöthet. Im Zwischenraum circulirt Sauerstoff.
Bringt man nun die Drahtenden des Ruhmkorff’sehen Apparats mit
dem Zinnbelag der beiden Röhren in Contact, so beginnt der Zwischen-
iaum zu leuchten und der in ihm befindliche Sauerstoff wird ozonisirt.
Rumine 5 ) hat in England, Löw c ) in Frankreich 1872 ein Patent
darauf erhalten, Ozon durch Einblasen kalter Luft in die Bunsen’sche
Flamme zu erzeugen. Ueber den Erfolg dieses Verfahrens liegen keine
Angaben vor.
Ein in England gelöstes und sehr unklar gefasstes Patent, Ozon
durch Kochen von Seetang darzustellen 7 ), mag nur der Curiosität halber
i) Siemens, Pogg. Ann. CII, 120. 2) Brodie, Nature. 18.Feto. 1874.
) Walls, Ber. Chem. Ges. VI, 769. *) Nature. VIH (1873), 148.
Rumine, Ber. Chem. Ges. V, 123. Löw, Ber. Chem. Ges. V, 740.
7 ) Ber. Cham. Ges. V, 543.