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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Wasserstoff. 
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sowohl wie im Deutschen Kriege 1870 und 1871 erreicht worden sind, 
f ür gering. Napoleon 1. sah die militairisehen Erfolge der Lallons 
seiner Zeit nicht günstiger an. Nach seiner Rückkunft aus Aegypten, wo 
der Versuch, den Eingeborenen europäische Superiontat durch das Steigen 
eines Ballons zu demonstriren, an deren fatalistischer Indolenz gescheitert 
war schloss er die militärisch-aerostatische Schule, welche unter Lou- 
telle’s und Conti’s Leitung in Meudon begründet worden war, otten- 
bar weil er ihre militärischen Leistungen gering achtete. 
’ Noch früher als dem Genie des Krieges und erfolgreicher'hat die 
Luftschifffahrt der Meteorologie und der Physik gedient. Schon Charles 
hatte seine Expedition für die Zwecke dieser Wissenschaften benutzt, 
Am 18 Juli 1803 folgte ihm Robertson, der von Hamburg aus eine 
Höhe von 7400 m erreichte und zu bemerken glaubte dass der 
Erdmagnetismus nicht nur, sondern auch die Reibungselektncita in 
der Höhe an Intensität abnehme. Diese Angaben veranlagten ein Jahr 
später die grossen Forscher Biot und Gay-Lussac zwei erfolgreic e 
Luftfahrten zu unternehmen. Sie widerlegten die oben angeführten 
Meinungen Robertson’s, erkannten die Abnahme der Feuchtigkeit 
der Luft mit der Höhe und machten zahlreiche und werthvolle meteoro 
logische Beobachtungen. Aus der grössten Hohe, welche sie erreichten, 
6500 m, brachte Gay-Lussac Luft zurück und fand, dass sie die 
selbe Zusammensetzung habe wie die Luft niederer Regionen, zu jener 
Zeit ein Resultat von fundamentaler Bedeutung. Die zuletzt genannten 
Luftfahrten sind sämmtlich mit Hilfe des Wasserstoffes ausgefuhrt worden. 
Als die Gasbeleuchtung sich mehr und mehr verbreitete, opferte man 
der Bequemlichkeit, mit welcher das Leuchtgas sich darbot die grossere 
Triebkraft auf, welche der leichtesten aller Luftarten innewohnt. Barral 
und Bixio führten in Frankreich 1850 ihre wissenschaftliche Expedi 
tion mit Hilfe des Leuchtgases aus; ebenso Glaisherim Jahre 1864 
in England die seinige, und auch die zahlreichen Luftfahrten die zur 
Unterhaltung der Menge, aus Abenteuerlust oder zu besonderen Zwecken 
seither ausgeführt wurden, bedienten sich meistens desselben Materials. 
Green gelangte 1836 mit seiner Hilfe in 16 Stunden von London bis 
Weilburg in Nassau, Flammarion und Godard 1867 von l aus bis 
Solingen, 70 Meilen in 12Va Stunden durchmessend. Nadar, welchei 
hoffte, vom Luftschiff aus photographische Kartenaufnahmen machen zu 
können, hatte seinen Ballon „le Geant“ von 6000 cbm Inhalt mit 
Leuchtgas gefüllt, als er am 18. October 1863 die Strecke von Paris 
bis Hannover nicht ohne Gefahr zurücklegte, ln neuester Zeit ist man 
wiederum zum Wasserstoffgase znrückgekehrt. Aber noch in jenen 
vier Monaten der grossartigsten Belagerung einer Capi ale, von welche 
die Geschichte weiss, als Paris für seinen Verkehr mit der Aussenwelt 
allein auf Brieftauben und Luftschifffahrt angewiesen war die nun zu 
so eminenten Diensten berufen ward wie me zuvor, auch damals zwang
	        
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